Hilden Seelsorge ändert sich in Corona-Zeit

Hilden · Kontakttelefon, Andachten per Post, Einschränkungen bei Beerdigungen – wegen Corona müssen die evangelischen Seelsorger andere Wege gehen als bisher.

 Pfarrerin Nicole Hagemann kennt es, Corona-Patienten in ihren letzten Stunden zu begleiten.

Pfarrerin Nicole Hagemann kennt es, Corona-Patienten in ihren letzten Stunden zu begleiten.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

. „Wir haben während der Corona-Pandemie relativ früh versucht, auf die Beschränkungen zu reagieren, und haben ein Seelsorge-Telefon für kontaktsuchende Gemeindemitglieder installiert“, erklärt Pfarrerin Nicole Hagemann. Sie ist gemeinsam mit ihren Pfarrer-Kollegen Esther Pippig, Sonja Schüller und Ole Hergarten sowie Sabine Jäger und Petra Mantovan (Seniorenbüro) für die Seelsorge in der evangelischen Kirchengemeinde zuständig.

Telefonmitarbeiter
sind gut geschult

Das Sorgentelefon wird von zwei hauptamtlichen Kräften sowie bis zu 15 Ehrenamtlichen betreut und ist in die Seniorenarbeit der Gemeinde eingebunden. „Dabei ist es so, dass die Menschen nicht ausschließlich bei uns anrufen, sondern unsere gut geschulten Unterstützer und Unterstützerinnen wissen um schwierige Situationen und melden sich dann von sich aus.“

Im ersten Lockdown sei Corona nicht das vorherrschende Thema gewesen, was sich aber nun entscheidend geändert habe. „Denn die Menschen merken nun, da Gottesdienste nur per Internet-Stream am Sonntag oder als Download gefeiert werden, dass das gewohnte Gemeindeleben fehlt. Wir schicken aber monatlich Andachten nach Hause“, sagt Nicole Hagemann.

„Ganz neu, für Ältere, die kein Internet haben, ist unsere kurze, anderthalbminütige Andacht mit Mut machenden Worten auf unserem Anrufbeantworter (Tel. 02103 45533)“, ergänzt Esther Pippig. „Wir haben die Gottesdienste nicht abgesagt, weil wir die Standards nicht hätten halten können. Aber bei den steigenden Zahlen ging es darum, vernünftig zu sein. Wir versuchen zudem, uns immer neu zu erfinden, wollen dabei aber verlässlich und authentisch bleiben“, betont Nicole Hagemann. „Nur weil man uns nicht sieht, versuchen wir dennoch für die Gemeinde umfassend da zu sein.“ Auch von ehrenamtlichen Helfern betreute Treffs zum Austausch mit Kaffeetrinken oder Spielen sind weggefallen. Ab Weihnachten gab es mit der Ankündigung von Impfungen die Hoffnung, es würde alles neu. Aber jetzt wird klar, dass nur alles anders wird, aber nicht unbedingt besser.

„Gravierend waren die Einschnitte im ersten Lockdown bei Beerdigungen. Ich erinnere mich, wo wir gerechnet haben, ob bei der Acht-Personen-Beschränkung wir noch die Enkel mit unterkriegen, oder ob diese unter freiem Himmel dann lediglich am Grab mit dabei sein konnten“, erzählt Nicole Hagemannk. Sie hält die aktuellen Bestimmungen für menschenfreundlicher. Bei der spontan zugesagten Sterbebegleitung des ersten Corona-Patienten wird Nicole Hagemann dann nachdenklich. „Natürlich habe ich zunächst an den Verstorbenen und dessen Angehörige gedacht. Aber dann habe ich auch an mich und meine Aufgaben gegenüber der gesamten Gemeinde gedacht“, so die Vorsitzende des Presbyteriums. Gespräche mit trauernden Angehörigen könnten im Vorfeld von Bestattungen im Gemeindezentrum mit Abstand, Maske und bei geöffneten Fenstern geführt werden, Hausbesuche seien nicht möglich, so Esther Pippig: „Aber ich biete Telefongespräche an, die jedoch wenig wahrgenommen werden. Corona-bedingt verschieben sich Beerdigungen um eine Woche.“