Hilden Behindertes Kind braucht mehr Platz

Hilden. · Familie Reuter fühlt sich von der Stadt im Stich gelassen. Seit langem suchen die Eltern für sich, ihre vier Kinder, den Hund und das zeitweise anwesende Pflegepersonal für die lebensverkürzt erkrankte Tochter nach einer Wohnung.

Familie Reuter aus Hilden sucht eine Bleibe mit mehr Platz.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Als fröhliche kleine Menschen auf Wahlplakaten sind Kinder oft ein beliebtes Motiv – zuletzt im Hildener Kommunalwahlkampf. Suchen Familien mit viel Nachwuchs allerdings eine passende Wohnung, scheint das bei Vermietern oftmals wenig Begeisterung hervorzurufen. So erlebt das seit Jahren die Familie Reuter: Die Eltern Frank und Carmen haben vier Töchter und einen Hund. Gemeinsam wohnen sie auf 106 Quadratmetern in einer Wohnung der städtischen Wohnungsbaugesellschaft Hilden (WGH).

Da die fünfjährige Tochter Jora schwerbehindert und lebensverkürzt erkrankt ist, muss sie rund um die Uhr betreut werden: Mit den sechs Familienmitgliedern hält sich zwölf Stunden am Tag also auch Pflegepersonal in der Wohnung auf. „Wir suchen händeringend nach Wohnraum“, sagen die Reuters. In den letzten Monaten hat sich ihre Situation durch Joras fortschreitende Krankheit weiter verschlechtert. Wird die gesundheitliche Lage noch schlimmer, könnte eine 24-Stunden-Beatmung mit den entsprechenden Geräten notwendig werden. Bereits jetzt stehen das Zimmer des Mädchens und die ganze Wohnung voller Hilfsmittel.

Suche nach Wohnung wurde
vor einem Jahr intensiver

„Seit einem Jahr haben wir unsere Suche nach einer größeren Wohnung wegen der Pflegesituation intensiviert“, erzählt Frank Reuter. Doch bei Vermietern erfährt die Großfamilie vor allem eines: Ablehnung. Auch bei der Stadt haben er und seine Frau um Hilfe gebeten – aber bislang keine bekommen, sagt er. „Wir sind sehr enttäuscht und fühlen uns im Stich gelassen!“, fassen sie ihre Erlebnisse zusammen.

140 Quadratmeter würden ihnen mit Wohnberechtigungsschein zustehen. Doch der Schein nutzt der Familie offenbar wenig. Denn: „Es gibt eine kleinere vermietete Sechs-Zimmer-Wohnung. Es gibt ansonsten keine öffentlich geförderte Wohnung mit bis zu sieben Zimmern und 140 Quadratmetern“, heißt es aus dem Rathaus zum kommunalen Wohnraumangebot.

Dass passende Wohnungen knapp sind, hatten die Reuters bei ihren zahlreichen Gesprächen mit der Stadtverwaltung bereits erfahren. Stattdessen erhielten sie den Tipp, doch „etwas zu kaufen“. Das aber ist für sie keine Option. Unverständlich aus Sicht der Familie: Bei ihren Recherchen stießen sie auf die Häuser in der Brahmsstraße, von denen die Stadt zwei in den vergangenen Jahren für Flüchtlinge angemietet hat. Auf Nachfrage, ob sie eines der anderen leerstehenden Häuser mieten könne, erhielt die Familie keine klare Antwort: Der Stadt gehören sie nicht, die zuständige Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) kennt die Häuser laut Familie Reuter nicht. „Die Stadt Hilden verfügt über keinen frei zu vermietenden Wohnraum der Bundesimmobilienanstalt am Brahmsweg. Der Stadt Hilden wurde Wohnraum der BIMA ausschließlich für die Nutzung durch Asylbewerber zur Verfügung gestellt, diese Häuser werden auch zur Unterbringung von Flüchtlingen genutzt“, klärte die Stadt in dieser Woche auf. Und weiter: „Die Stadt Hilden mietet selber keinen Wohnraum zur Untervermietung an.“

Das ist für Frank und Carmen Reuter unverständlich: „Warum kann die Stadt keine Wohnungen für Familien in Not anmieten?“, wollen sie wissen. Sie seien schließlich keine Schmarotzer, sondern ganz normale Mieter, die sich ehrlich bemühten. „Ich finde es sehr schade, dass unserer Familie nicht geholfen wird. Unsere Lebensqualität leidet massiv“, sagt Frank Reuter.