IHK-Neujahrsempfang IHK-Neujahrsempfang bringt Streicheleinheiten und eine Ansage

DÜSSELDORF · Auf dem digitalen Jahresempfang wird IHK-Chef Schmitz deutlich. Promi-Gäste: Lindner und Wüst.

FDP-Chef Christian Lindner

Foto: Uli Deck/dpa/Uli Deck

Der Neujahrsempfang der Industrie- und Handelskammer Düsseldorf ist üblicherweise ein großes gesellschaftliches Ereignis mit viel Prominenz aus Politik und Gesellschaft. Wegen Corona reichte es am Montagabend wieder nur zu einem „Digitalen Jahresempfang“, manch ein sonst geladener Gast wird statt in edlem Zwirn in legerem Outfit vor dem heimischen Computer gesessen haben, als die IHK aus dem Maritim-Hotel in Düsseldorf „sendete“.

IHK-Präsident Andreas Schmitz wird in seiner Begrüßungsrede sogleich sehr politisch - mit Streicheleinheiten und einer klaren Ansage. Die Streicheleinheiten bekommt Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD). Dieser sei eine „Ein-Mann-Corona-Partei in Höchstform“: Schmitz: „Er hat erklärt, er hat gewarnt. Und selbst da, wo er sich korrigieren musste, tat er dies jenseits aller politischen Winkelzüge mit der Grandezza eines Experten.“ Er, Schmitz, schätze es, dass das Gesundheitsministerium im Gegensatz zu den vergangenen Jahren auch mal kompetent besetzt sei, sagt Schmitz mit einem Seitenhieb auf Lauterbachs Vorgänger Jens Spahn (CDU).

Die Ansage des IHK-Präsidenten gilt den Impfgegnern: „Wer sich in der aktuellen Situation nicht impfen lässt, verhält sich unsolidarisch. Sich nicht impfen zu lassen, ist keine Meinungsäußerung, sondern schlichtweg eine Missachtung seiner Mitmenschen: z.B. der Menschen mit einem geschwächten Immunsystem, der Kinder aus bildungsfernen Schichten, die dringend auf Präsenzunterricht angewiesen sind oder der vielen Menschen, die ihren Lebensunterhalt in den von der Pandemie besonders gebeutelten Feldern der Dienstleistung beziehen.“

Danach schlüpft Schmitz in die Journalistenrolle und interviewt den digital aus Berlin zugeschalteten Christian Lindner. Auch dieser hat dabei eine „Ansage“ zu machen: Während der Pandemie habe sich manch einer daran gewöhnt, vom Staat große finanzielle Leistungen zu erwarten, so der FDP-Chef. „Das werden wir bei der Rückkehr in die Normalität nicht fortsetzen können“, sagt er. Dann müsse man definieren: Was hat Vorrang? Für ihn seien das Investitionen und Bildung. Keine Priorität habe dagegen „all das, was mit Staatskonsum und Umverteilung zu tun hat.“ Das werden noch harte Gespräche, prophezeit der Finanzminister mit Blick auf Kontroversen mit seinen roten und grünen Partnern in der Regierungskoalition.

Wie er denn Bundeskanzler Olaf Scholz sehe, fragt Schmitz den FDP-Chef. Der habe ihn überrascht, er habe ihn in den Koalitionsverhandlungen als Mann mit klarer Werteorientierung neu kennenglernt, antwortet Lindner. Scholz besitze „politische Wasserverdrängung, um deutsche Interessen auf der internationalen Bühne zu vertreten“.

NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) darf dann „ungefragt“ am Stück reden. Was er 17 Minuten lang nicht nur dazu nutzt, für die aus seiner Sicht erreichten Erfolge der schwarz-gelben Landesregierung etwa bei der Digitalisierung zu werben. Mit Blick auf die Pandemie klingt er wenig optimistisch. „Wir müssen darauf vorbereitet sein, dass die nächsten Wochen besonders schwierig werden.“ Die „vorausgesagte noch nie dagewesene Ausbreitung des Virus“ drohe zu einer Überlastung des Gesundheitssystems zu werden.

Schulen und Kitas sollten so lange wie es eben geht offen gehalten werden. „Die Kinder haben schon einen zu hohen Preis gezahlt.“ Das bedeute, dass das Infektionsgeschehen im Zweifel zunächst an anderen Stellen eingedämmt werden muss. Wo das sein, wird, sagt er nicht.