Flüchtlinge aus der Ukraine in Nettetal Dauereinsatz für Flüchtlinge
Nettetal · Ina Prümen-Schmitz leitet im Rathaus ein Team von 15 Leuten, die sich aktuell um die Flüchtlinge aus der Ukraine kümmern. Passende Unterkünfte zu finden, ist überaus schwierig. Im Rathaus ist man dankbar über das große ehrenamtliche Engagement.
(hb) Ina Prümen-Schmitz, bei der Stadt für die Flüchtlinge aus der Ukraine zuständig, ist stolz auf das Engagement der vielen Ehrenamtlichen. Sie hätten alle ein großes öffentliches Dankeschön verdient. Sie berichtet von Familien, die sich seit Februar um vier bis fünf Personen kümmern und vielfach Großartiges leisten. Gleichzeitig muss sie in ihrer Tagesarbeit Angebote von privater Seite vielfach vertrösten oder ablehnen. Als bekannt wurde, dass die Stadt die Turnhalle an der Süchtelner Straße für die Flüchtlinge nutzt, waren etliche Nettetaler sauer. Sie hatten ein Zimmer in ihrer Wohnung für Flüchtlinge angeboten. Die Stadt hatte solche Angebote abgelehnt, was oft auf viel Unverständnis stieß. Wenn die Stadt offiziell eine Unterbringung anmietet, muss die Wohnung oder das Zimmer abgeteilt sein.
Prümen-Schmitz, die schon lange keinen Urlaub hatte und im Moment auch keine freien Wochenenden kennt, muss auch viele liebgemeinte Hilfsangebote ablehnen. Ihr Team hat alle Hände zu tun, um Quartiere für die Flüchtlinge zu finden, sie auszustatten und die Flüchtlinge mit Geld zu versorgen. Am 29. April kamen über 200 Ukrainer ins Rathaus, um sich ihren Barscheck abzuholen. Im Rathaus bleibt da keine Zeit, jedes Rädchen, Kinderbett oder Teddybär anzunehmen. Sie verweist dazu auf die Flüchtlingshilfe Nettetal. Und wer sich als Pate um Flüchtlinge kümmern möchte, kann sich unter Telefon 02153 898-5959 melden oder an ukrainehilfe@nettetal.de schreiben. Der Asylbereich im Rathaus umfasst 15 Mitarbeiter, davon wurden gerade fünf neue eingestellt. Die Diplom-Verwaltungswirtin leitet seit 2014 das Sozialamt der Stadt. Sie hat die schwierige Situation 2015 erlebt, als viele Syrer vor dem Bürgerkrieg flohen. Es waren ungewöhnliche Zeiten, die Erfahrungen kommen ihr jetzt zugute.
Mitgebrachte Haustiere können
nicht in der Turnhalle bleiben
Die Krisenhaftigkeit war damals eine andere. Nachts mussten 60 bis 70 Flüchtlinge aufgenommen werden, in einer Woche musste für 200 Menschen eine Notunterkunft gefunden werden. Vieles wurde damals mit der heißen Nadel gestrickt. Aber von den 280 Flüchtlingen, die damals nach Nettetal kamen, leben immer noch viele in den Gemeinschaftsunterkünften der Stadt. Die acht Unterkünfte der Stadt sind nach wie vor voll besetzt. Seit dem 24. Februar, dem russischen Angriff auf die Ukraine, sind der Stadt keine anderen Flüchtlinge mehr zugewiesen worden. Ausnahme seien zehn Ortskräfte aus Afghanistan, die für die nächste Woche angekündigt wurden.
Ein großer Unterschied zu 2015 ist der andere Zuzug. Zwei Drittel der Ukrainer waren plötzlich einfach da, alle wollten auch nach Nettetal. Vor dem Krieg lebten 45 Ukrainer in Nettetal, die als Lkw-Fahrer oder als Erntehelfer arbeiteten. Sie haben vielfach ihre Familien oder Verwandten ermuntert, zu ihnen zu kommen. Natürlich gibt es auch vom Land Zuweisungen von Flüchtlingen, die lieber in Köln oder Düsseldorf wären als in Nettetal.
EU-weit ist auch das Verfahren jetzt anders als 2015. Die Flüchtlinge aus der Ukraine erhalten nach der Massenzustromrichtlinie sofort vorläufigen Schutz (vorerst bis 4. März 2024). Nach dem Ausländerrecht müssen sie nicht in ein Asylverfahren und dürfen auch sofort arbeiten. Alle können Hartz IV erhalten. Ein Problem sind mitgebrachte Haustiere. In der Turnhalle können sie nicht bleiben. Auch hier helfen nette Ehrenamtliche, die Tiere zu versorgen und Besuche zu ermöglichen. „Einem Flüchtlingskind die Katze abzunehmen, das ist die Hölle“, sagt Prümen-Schmitz.