Interview Volker Rosin: Der Erfinder der Kinder-Disco feiert Jubiläum

Düsseldorf · Interview Vor 40 Jahren entschied sich der Liedermacher für ein neues Publikum. Die Jubiläums-CD ist gerade erschienen.

Als Kinderliedermacher ist Volker Rosin das ganze Jahr unterwegs. Nun feiert er sein großes Bühnenjubiläum.

Foto: Manfred Esser

Es sind jetzt schon mindestens zwei Generationen, die mit den Liedern von Volker Rosin aufgewachsen sind. Denn genau vor 40 Jahren traf er den Entschluss, sich ein neues Publikum zu suchen: die Kinder. Diesen Schritt hat der Wahl-Düsseldorfer nie bereut, im Gegenteil. Warum er ans Aufhören noch lange nicht denkt, erzählt der Liedermacher im Interview.

Es gab vor dem Kinderliedermacher doch bestimmt einen anderen Musiker Volker Rosin. Wie muss man sich den vorstellen?

Volker Rosin: Ich habe in den 70er Jahren mit Protestsongs und Liebesliedern angefangen. Ich hatte sogar ein erotisches Programm und bin damit in Clubs oder auf Studenten-Partys aufgetreten. Doch mit Anfang 20 habe ich gesagt, damit ist jetzt Schluss. Die besten Lieder sind alle geschrieben (lacht).

Und dann folgte die zweite Karriere...

Volker Rosin: Das kam eher durch Zufall. Ich habe eine Erzieher-Ausbildung gemacht und in einem Kindergarten gearbeitet. Später folgte auch noch ein sozialpädagogisches Studium. Dabei stellte ich fest, dass es zwar viele alte Lieder wie „Fuchs, du hast die Gans gestohlen gibt“, aber kaum welche, die sich mit neuen, aktuellen Themen beschäftigen. Da habe ich dann angefangen, eigene Lieder zu schreiben und diese mit den Kindern zu singen. Das wiederum bekamen deren Eltern mit, die mich dann fragten, was ihre Kinder da singen. Daraufhin habe ich ein Buch geschrieben, das hieß „Die Liederwiese“. Das war der Anfang des Kinderliedermachers Volker Rosin.

Wie ist dann die erste Platte entstanden?

Volker Rosin: Das werde ich nie vergessen. Die haben wir in meinem Wohnzimmer mit Kindern aus der Nachbarschaft aufgenommen. Die hatten teilweise selbstgebastelte Rhythmusinstrumente mitgebracht. Zwischendurch kann man noch hören, wie einige husten. Dafür ist die Aufnahme sehr authentisch. Danach ging es ziemlich schnell. Vor allem, nachdem ich als ‚Erfinder der Kinder-Disco’ einen Namen hatte. Plötzlich boten alle möglichen Reiseveranstalter, auch TUI oder Newckermann, in den Urlaubsorten Kinder-Discos an. Und 95 Prozent der Lieder waren von mir. Das hat mir natürlich sehr geholfen.

Was ist das Spannende an dem jungen Publikum?

Volker Rosin: Kinder sind das härteste und ehrlichste Publikum der Welt. Die zeigen dir sofort, wenn ihnen etwas nicht gefällt. Ich hatte zum Beispiel mal auf die Melodie von ‚La Paloma Blanca’ den Text ‚Unsere große Sonne ist so weit weg von uns“ geschrieben. Da habe ich gleich beim ersten Mal gemerkt, dass es nicht funktioniert

Dafür sind andere Lieder aus dieser Zeit bis heute im Programm...

Volker Rosin: Ja. ’Ich will euch begrüßen’ war das erste Lied, das ich damals aufgenommen habe. Bis heute eröffne ich damit oft meine Konzerte. Das ist natürlich auch auf der „Best of“-CD, die 25 Lieder enthält, in der Delux-Version sogar 39. Ich habe mich selbst gewundert, wieviel da in den vergangenen 40 Jahren zusammengekommen ist. Die Auswahl war gar nicht so einfach.

Sie haben viele Figuren erfunden, das singende Känguru oder den Gorilla mit der Sonnenbrille. Wie kommt man darauf?

Volker Rosin: Wichtig ist mir immer, dass die Figur etwas mit Bewegung zu tun hat, denn die Kinder sollen von Anfang an mitmachen. Auf das hüpfende Känguru bin ich durch einen Kollegen gekommen. Der hatte ein sensationelles CD-Cover mit einem Känguru, das in den Liedern aber gar nicht vorkam. Ich fand das so toll, habe mich ans Klavier gesetzt und ausprobiert, wie ich einen Song über ein hüpfendes Känguru schreibe. Der Kollege hat sich übrigens nicht beschwert.

Das Känguru war auch der größte Chart-Erfolg?

Volker Rosin: Das kam als ‚Känguru Dance’ bis auf Platz 19 der Hitparade in Deutschland. Wohlgemerkt bei den internationalen Charts. Das ist als Kinderliedermacher gar nicht so einfach. Bei den Long-Playern war Platz 28 der höchste.

Wird man nach 40 Jahren nicht so langsam müde? Und macht der Körper das problemlos mit?

Volker Rosin: Ich bin jetzt 62 Jahre alt. Aber wenn ich auf die Bühne komme, ist das alles weit weg. Da merke ich das Alter gar nicht, von Müdigkeit keine Spur. Und außerdem bin ich als Kinderliedermacher das ganze Jahr auf Tour, wenn ich nicht gerade mit anderen Projekten beschäftigt bin.

Und die wären?

Volker Rosin: Ich habe eine Stiftung, die sich sehr gut entwickelt. Wir bereiten gerade ein großes Projekt mit behinderten Kindern und Kindern mit Migrationshintergrund vor. Außerdem kümmere ich mich um die Grundschule, die meinen Namen trägt. Für die Eltern habe ich gerade erst wieder ein Weihnachtskonzert gegeben. Und nun steht der Karneval an, wo ich wieder eine ganze Menge Auftritte habe. Aber das macht mir bis heute einen großen Spaß und ich denke nicht ans Aufhören.