Aktion Vom Halter für Tetrapacks bis Meißner Porzellan

Düsseldorf · Ungeliebte Weihnachtsgeschenke haben in der Johanneskirche neue Besitzer gefunden. Der Erlös geht an Ärzte ohne Grenzen.

Roswitha Wiener (mit Meißner Zierteller samt gestiefeltem Kater) und Karin Funke verkaufen die Geschenke ehrenamtlich.

Foto: Carolin Scholz

Dieter hat sein Geschenk wohl nicht gefallen. Oder er ist einfach nur kein Biertrinker. Der Glaskrug mit Zinndeckel, auf dem eine weiße Plakette angebracht ist — mit Rosen verziert und in Schönschrift dem Namen „Dieter“ darauf — ist jedenfalls in der Johanneskirche auf dem Verkaufstisch gelandet. Zwischen allerlei Nippes und Nützlichem.

Die Verkaufsaktion im Foyer der Johanneskirche am Martin-Luther-Platz hat Tradition. Jedes Jahr kurz nach dem Jahreswechsel können hier Weihnachtsgeschenke abgegeben werden, die den Beschenkten nicht ganz so glücklich gemacht haben. Hier werden sie verkauft, der Erlös geht an Ärzte ohne Grenzen. Knapp 250 Geschenke wurden in diesem Jahr abgegeben, schätzt Roswitha Wiener, die als Ehrenamtliche hier hinter dem Verkaufstisch steht.

„Morgens um zehn Uhr, wenn wir aufmachen, gibt es immer einen richtigen Ansturm“, sagt sie. So auch am Samstag. Beliebt seien Socken und Schals, aber auch Weihnachtsschmuck und Kerzen. Was der eine nicht braucht, das nütze dem anderen vielleicht noch — vermutet Wiener.

Von Nutzen ist nicht alles, was sich hier eingereiht hat. Da gibt es zwar Küchengeräte, wie Brotbackautomat oder Fritteuse, doch auch allerlei Nippes. Eine Ente aus Porzellan mit goldenem Schnabel etwa. Oder ein japanischer Sonnenschirm aus Holz oder Bambus. Das Glas-Schachbrett nütze zumindest echten Schach-Liebhabern. Und dass die Holz-Krippen-Pyramide aus dem Erzgebirge, die sich zu Weihnachten wohl in vielen Wohnzimmern zu Kerzenlicht dreht, eigentlich mal mehr als 500 Euro gekostet hat, wissen wohl eher die Kenner.

Genauso wie die Tatsache, dass der Zierteller, der ein Bild des gestiefelten Katers trägt, ein echter aus Meißen ist. „Die Dame, die den abgegeben hat, wollte Bescheid wissen, ob er verkauft wurde. Wenn nicht, möchte sie ihn zurück“, sagt Wiener. Am Mittag hat er noch keinen Liebhaber gefunden.

Die Preise legen die ehrenamtlichen Verkäufer nach Einschätzung fest. Bei manchen sei noch ein Preisschild dran gewesen. Andere könne das erfahrene Auge einordnen. Handeln ist hierbei auch erlaubt — allerdings gehe das Geld ja immerhin an einen guten Zweck, da wolle man schon möglichst viel rausholen.

Monika Humann ist gleich drei Mal fündig geworden. Eine Kerze, ein paar Handschuhe und einen Bauchbeutel hat sie gekauft. Für sie ist es das dritte Mal, dass sie zu dieser besonderen Verkaufsaktion kommt. „Manchmal habe ich auch schon was gekauft, das ich gar nicht gebraucht habe und es selbst weiter verschenkt“, sagt sie. Sie wolle eben etwas Gutes tun. Ein paar der Sachen seien schon recht altbacken — sie suche sich aber gerne etwas Schönes hier heraus.

Barbara Wengler, die das Café in der Johanneskirche leitet, ist jedes Mal erstaunt über die Dinge, die hier abgegeben werden. „Ich habe jedes Jahr wieder etwas in der Hand, das ich vorher noch nie gesehen habe“, sagt sie. Am Samstag war das eine Art Halter für Tetrapacks. Der ist am Mittag schon weg. „In diesem Jahr hatten wir ausnahmsweise mal keine Parfums und keinen Schmuck“, sagt sie. Diese Dinge seien sonst immer dabei gewesen. Insgesamt hat sie den Eindruck, dass heute anders geschenkt werde als früher. Mehr Gutscheine oder gemeinsame Unternehmungen. „Dass jemand die teure Aktentasche verschenkt, bei der er nicht weiß, ob sie gefällt, passiert heute nicht mehr so oft“, sagt sie.