Mülheim Jüdisches Fest abgesagt - Klagen über wachsenden Antisemitismus in NRW
Wegen Sicherheitsbedenken fällt das öffentliche Lichterfest der Jüdischen Gemeinde Duisburg-Mülheim-Oberhausen aus. Seit Trumps Jerusalem-Entscheidung spüren Juden verstärkt Antisemitismus.
Mülheim. Wegen Sicherheitsbedenken fällt das traditionelle jüdische Lichterfest auf dem Synagogenplatz in der Mülheimer Innenstadt dieses Jahr aus. Die jüdische Gemeinde Duisburg-Mülheim/Ruhr-Oberhausen habe kurzfristig entschlossen, die öffentliche Feier abzusagen, bestätigt Stadtsprecher Volker Wiebels auf Anfrage unserer Redaktion. Die Gemeindemitglieder seien in Sorge um die Sicherheit.
Laut Wiebels habe die jüdische Gemeinde zu Wochenbeginn die Empfehlung erhalten, auf große Feierlichkeiten auf öffentlichen Plätzen derzeit zu verzichten. Laut Medienberichten sollen diese Hinweise von mehreren Stellen gekommen sein. "Die Entscheidung ist uns sehr schwer gefallen", so Andreas Drehmann, Geschäftsführer der Gemeinde. Aber: "Nachdem wir dann von den unterschiedlichsten Seiten aufgefordert wurden, bei Veranstaltungen die Sicherheitsmaßnahmen zu verstärken, sahen wir uns nicht mehr in der Lage, dies in der Kürze der Zeit zu organisieren."
Die Gemeindemitglieder hätten derzeit verstärkt mit antisemitischen Ressentiments zu kämpfen. Als jüdische Gemeinde in Deutschland "bekommen wir immer jede Veränderung im Nahen Osten sofort zu spüren", so Drehmann. Seit letzter Woche habe sich die Lage in Deutschland für Juden verschärft - seit der Erklärung von US-Präsident Donald Trump, Jerusalem als Israels Hauptstadt anzuerkennen und die US-Botschaft von Tel Aviv dorthin zu verlegen. Nach dieser Ankündigung war es auch in Deutschland zu Ausschreitungen gekommen. So wurden in Berlin israelische Flaggen verbrannt. Unter anderem Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) verurteilte die Vorgänge scharf.
Kurzzeitig habe es die Überlegung gegeben, das Fest ins Rathaus zu verlegen, so Wiebels. Aber auch das Rathaus sei ein öffentliches Gebäude mit ständigem Publikumsverkehr. Entsprechend sei die Sicherung hier genauso schwierig wie auf dem Synagogenplatz. Die Geimeinde sei nun in gesicherte Räume in der Nachbarstadt Duisburg ausgewichen.
Mülheims Oberbürgermeister Ulrich Scholten (SPD) zeigte sich entsetzt: "Dass ich in meinem Leben noch mal erleben muss, dass eine religiöse Veranstaltung nicht mehr öffentlich stattfinden kann, hätte ich nicht gedacht", so das offizielle Statement. Stadtsprecher Wiebels nennt den Vorgang "eigentlich unfassbar." ger