Jugendmedientag Zwischen Fakten und Fake News unterscheiden
Düsseldorf · Mit seinem ersten Jugendmedientag will der Landtag die Medienkompetenz von Schülern stärken und ihnen das Handswerkszeug mitgeben, Fakten von Fälschungen zu unterscheiden.
Der Landtag fest in der Hand von Neuntklässlern: Im Plenarsaal, in der Wandelhalle, in den Sitzungssälen – überall tummeln sich rund 480 Schüler unterschiedlicher weiterführender Schulen aus ganz NRW. Und dass sie Landtagspräsident André Kuper (CDU) hier im Herzen der Demokratie begrüßt, hat seinen Grund. Die Politik macht sich Sorgen über die Informationsquellen der Zukunft und deren Verlässlichkeit. Der erste Jugendmedientag soll helfen, Fakten von Fälschungen unterscheiden zu lernen.
„Eine Demokratie lebt von Demokraten“, sagt Kuper, „lebt davon, dass wir alle sagen, Demokratie ist die beste Staatsform. Das setzt voraus, dass ihr euch informiert.“ Die Abfrage im Plenum nach den Hauptinformationsquellen der Jugendlichen fällt für die klassischen Nachrichtenkanäle Zeitung, Radio und Fernsehen allerdings erwartbar ernüchternd aus. Die meisten Arme heben sich beim Internet und den digitalen Netzwerken. Eindeutige Favoriten dabei: Youtube, Instagram und Whatsapp.
Projekt bringt Journalisten und Schüler zusammen
Aber welchen Nachrichten, Fotos und Videos, die im Netz kursieren und munter geteilt werden, kann man trauen? Und welche Wege gibt es, den Wahrheitsgehalt zu überprüfen? Das Nachrichtenkompetenzprojekt „Lie Detectors“ bringt aktuell in Belgien, Österreich und Deutschland Journalisten mit Schülern zusammen, informiert über verschiedene Arten von Falschmeldungen und stellt Methoden vor, sie zu entlarven.
Im Plenarsaal übernehmen das die Journalisten Michael Stang und Ann-Kathrin Horn. Ihre Beispiele aus der Internetpraxis: die angebliche Whopper-Zahnpasta der Fastfood-Kette Burger King, die Müllberge nach einer „Fridays for Future“-Demonstration in Köln und vermeintlich schon 112 000 Tote weltweit durch das Coronavirus.
Handwerkszeug für den Faktencheck
Alles falsch, nachgewiesen durch die Überprüfung des Impressums, das die Meldung verbreitet, eine Bilderrückwärtssuche wie „Tineye“, mit deren Hilfe man den bisherigen Verwendungen eines Fotos im Netz nachspüren kann, oder den Informationsabgleich mit den Internetangeboten der Tageszeitungen, Radio- und Fernsehsender sowie Spezialisten wie dem Robert-Koch-Institut oder der Weltgesundheitsorganisation WHO. Manchmal macht auch ein Witz oder eine Satire Karriere als vermeintlich seriöse Nachricht.
Draußen in der Wandelhalle informieren Einrichtungen und Organisationen wie das Recherchezentrum Correctiv, die Landeszentrale für politische Bildung oder die Zentral- und Ansprechstelle Cybercrime NRW der Staatsanwaltschaft Köln über Irreführung im Netz. Derweil erwarten Gordon Binder-Eggert, Wuppertaler Lokalredakteur dieser Zeitung, und seine Aachener Kollegin Annika Thee die Klasse 9b des Wuppertaler Carl-Fuhlrott-Gymnasiums im Fraktionssaal der CDU.
Von Binder-Eggert erfahren die Schüler eine wichtige Unterscheidung: Nicht alle falschen Informationen sind Fake News. Letztere bezeichnen das gezielte Verbreiten der Unwahrheit. Aber Fehler entstehen auch aus Versehen, wie der Journalist am Beispiel des Wuppertaler SPD-Bundestagsabgeordneten Helge Lindh zeigt: Der hatte Anfang Januar nach dem dramatischen Unfall eines betrunkenen Autofahrers in Südtirol auf der Basis eines Nachrichtentickers auf Twitter von drei Wuppertaler Todesopfern gesprochen, obwohl es nur zwei waren. Für den Fehler entschuldigte er sich später. Binder-Eggerts Fazit: „Es ist wichtig, dass man mit Fehlern transparent umgeht.“