LaGa 2026 Aus „LaGa 2026“ wird die „Vision 2026“

Grefrath · Die Jury entschied sich für die Stadt Neuss als Gastgeber im Jahr 2026. In Grefrath und im gesamten Kreis Viersen ist man enttäuscht, blickt aber nach vorne.

v.l.: Grefraths Wirtschaftsförderin Laura Bürkert, Bürgermeister Stefan Schumeckers, NRW-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser, Kämmerer Andre Middelberg und Gemeindesprecherin Ulrike Gerards bei der Verkündung der LaGa-Entscheidung im Atrium des Umweltministeriums.

Foto: Gemeinde Grefrath

Die Gemeindespitze hatte die schlechte Nachricht bereits inoffiziell am Dienstagabend erhalten – am Mittwoch reiste Bürgermeister Stefan Schumeckers dennoch mit kleiner Delegation nach Düsseldorf, wo Umweltministerin Ursula Heinen-Esser die Entscheidung dann auch öffentlich verkündete: Neuss wird Gastgeber der Landesgartenschau (LaGa) 2026 sein. Grefrath und Warendorf erhielten somit eine Absage.

„Ich gratuliere Neuss ganz herzlich. Das Konzept ist nachhaltig, innovativ und städtebaulich überzeugend“, so die Ministerin. Die geplanten Vorhaben zur grünen Stadtentwicklung seien beste Voraussetzungen für eine attraktive Landesgartenschau 2026. „Mein Dank und meine Glückwünsche gehen aber auch nach Grefrath und Warendorf. Alle drei Konzepte zeigen tiefgreifende Überlegungen, wie mit grüner Stadtentwicklung die Lebensqualität der Menschen in unserem Land gefördert werden kann.“

Auch Heimatministerin Ina Scharrenbach betonte per Videobotschaft, man müsse alle drei Bewerber-Städte beglückwünschen. „Allein die Tatsache der Bewerbung hat in den jeweiligen Kommunen schon Vieles vor Ort angestoßen. So haben alle eine Bestandsaufnahme ihrer Stadtentwicklung vollzogen und dabei den Fokus vor allem auf naturräumliche Qualitäten, Klimaresilienz und attraktive Umfelder gelegt. Sie haben Ideen entwickelt, um durch den Ausbau und die Aufwertung von Park- und Grünanlagen die Lebensqualität weiter zu verbessern. So sind allein schon Ihre Bewerbungen ein Gewinn.“ Beide Ministerinnen sagten Grefrath und Warendorf ihre Unterstützung für die Umsetzung zentraler Teilelemente ihrer Bewerbungen zu.

Eine zweite Bewerbung ist
erst mal kein Thema für Grefrath

Das hört man in Grefrath gerne, denn nicht alles, was man im Zuge der LaGa umsetzen wollte, sei nun komplett vom Tisch, sagt Bürgermeister Stefan Schumeckers. „Natürlich sind wir traurig, insbesondere weil wir so viel Herzblut und Energie in die Bewerbung gesteckt haben. Der Auftritt unserer kleinen Verwaltung hat den anderen in nichts nachgestanden. Aber bei Dreien kann es dennoch nur einen Gewinner geben.“ Für Warendorf sei die Situation sicher schlimmer, da die Stadt diesmal bereits die zweite Absage hinnehmen musste. Wäre eine zweite Bewerbung auch für Grefrath eine Option? „Wenn Sie mich heute fragen, sage ich: Erst mal nicht.“

Aber ihm gehe bereits im Kopf herum, wie es mit den Ideen und Projekten nun weitergehen könnte – auch weil aufgrund der aufwendig ausgearbeiteten Bewerbung ganz andere Fördermöglichkeiten entstanden seien. „Wir wollen noch mal über die Siedlungsentwicklung sprechen und auch für den Sport- und Freizeitbereich Fördermittel generieren“, sagt Schumeckers. Auch mit den Nachbarkommunen wolle man sich bald wieder zusammensetzen und die gemeinsamen Ideen weiterverfolgen, zum Beispiel in Bezug auf die Themen Fahrrad-Mobilität und Tourismus im Kreis Viersen. „Was bislang unter der Überschrift LaGa 2026 lief, kann nun zur Vision 2026 werden. Wir wollen so doch noch etwas daraus machen.“

Die Grefrather Politik äußerte sich auch bereits zur Absage, zum Beispiel die CDU: „Gemeinsam mit dem Kreis Viersen und allen kreisangehörigen Kommunen haben sich Bürgermeister Stefan Schumeckers, Verwaltung, Planungsbüro, Gemeindewerke und Eisstadion, viele Vereine und engagierte Bürger voll ins Zeug gelegt. Dieses gemeinsame Engagement verbindet auch künftig“, so Christian Kappenhagen, CDU-Fraktionsvorsitzender. „Wir haben viele Alleinstellungsmerkmale herausgearbeitet, unter anderem den vergleichsweise geringen Investitionsbedarf durch die vorhandene Infrastruktur und kommunale Grundstücke. Grefrath hätte mit wenig Steuergeld viel Landesgartenschau organisieren können. Die Bewerbung war fachlich erstklassig und Grefrath hätte die Zusage verdient. Dennoch gratulieren wir der Stadt Neuss und werden 2026 sicherlich einmal einen Besuch einplanen.“

Auch der Einsatz des Bauhofes in den Wochen und Tagen vor dem Jury-Besuch war bemerkenswert, findet Frank Kölkes, CDU-Parteivorsitzender: „Überall wurde gereinigt, bepflanzt, verschönert und vorbereitet. Hier haben die Mitarbeiter im Bauhof wieder einmal gezeigt, dass sie da sind, wenn angepackt werden muss.“

Nun blicke man aber nach vorne: „Die Richtung stimmt und es sind Ideen und Projekte entwickelt worden, die wir teilweise auch ohne die Landesgartenschau-Fördermittel umsetzen können. Ansatzpunkte finden sich eventuell im Leader-Programm, im ISEK Oedt oder über andere Wege. Im Rahmen unserer Planungshoheit werden wir auch die Nachnutzung des Nato-Areals oder die Idee der Ökosiedlung Vinkrath tiefer prüfen.“

Auch Kempen und Willich wollen ihre Projekte weiter verfolgen

Andere Städte und Gemeinden im Kreis Viersen, die eine LaGa in Grefrath gerne als Außenstandorte unterstützt und mitgestaltet hätten, meldeten sich ebenfalls zu Wort: „Mir tut es natürlich leid für Grefrath, wo man sich mächtig ins Zeug gelegt hatte“, sagt der Kempener Bürgermeister Christoph Dellmans. „Die Grefrather können aber stolz sein auf das, was sie auf die Beine gestellt haben.“ Und es sei ja durchaus möglich, sich ein zweites Mal zu bewerben.

In Kempen sei die Verschönerung des Grüngürtels um die Altstadt wegen der Absage nicht vom Tisch, so Dellmans: „Wir wollen ihn in den kommenden Jahren durchaus attraktivieren – wenn auch nicht ganz so, wie es beim Zuschlag gewesen wäre.“ Und die Mobilitätsstation am Bahnhof solle ebenfalls in jedem Fall umgesetzt werden.

Willichs Bürgermeister Christian Pakusch sendet trotz Absage Gratulationen nach Grefrath. Man habe „in Sachen Bewerbung einen tollen Job gemacht, tolle Ideen entwickelt. Sie hätten es aus unserer Sicht ebenso verdient gehabt, als Zugpferd an der Spitze des Kreises Viersen die LaGa 2026 auszurichten. Danke dafür!“ Sicher hätten Ministerium und Jury gute Gründe für die Entscheidung, die LaGa nach Neuss und nicht in den Kreis Viersen zu geben.

Pakusch sei sich aber sicher, dass die Grefrather die im Zuge der Bewerbung entwickelten Überlegungen auch ohne LaGa nutzen zu können. „Wie wir auch in der Stadt Willich unseren eingebrachten Part – in unserem Gewerbegebiet Münchheide V durch Blüh- und Pflanzstreifen sowie einen Pocket-Park neue Akzente in der Frei- und Grünraumgestaltung zu setzen – engagiert weiter verfolgen werden.“