Mehr Förderung für die kleinsten Städte Klein, aber fein raus: Den Dörfern in NRW geht es gut

Düsseldorf · Weniger Schulden, spezielle Förderung – Dörfern in NRW geht es finanziell oft besser als den Städten. Und die NRW-Heimatministerin sieht bei der Landflucht den Beginn einer Trendwende.

Mehr als die Hälfte der Menschen in NRW leben laut Heimatministerin Ina Scharrenbach (CDU) auf dem Land.

Foto: dpa-tmn/Dominik Ketz

Unsere Region mit ihrer Ballung von Großstädten lässt es bisweilen vergessen, aber: 55 Prozent der Menschen in NRW leben im ländlichen Raum. Heimatministerin Ina Scharrenbach (CDU) rückt ihn verstärkt in den Fokus: „Zukunftsfähige Dörfer sind für Nordrhein-Westfalen so wichtig, wie Bienen für das Ökosystem“, sagt sie. Für 2020 wurden daher die Fördersätze für kleine Gemeinden angehoben. Allerdings lässt das nicht den Schluss zu, es gehe den Dörfern schlecht. Finanziell stehen sie sogar besser da als die Städte.

Der Fördersatz für das Programm „Dorferneuerung 2020“ wurde von bisher 65 auf jetzt 85 Prozent angehoben. Es gehe darum, die Infrastruktur in Gemeinden bis 10 000 Einwohnern „an die Bedürfnisse von heute anzupassen“, erklärt Scharrenbach im Gespräch. Diese Erfordernisse seien prinzipiell die gleichen wie auch in der Großstadt – „nur in der Fläche verteilt“ und deshalb besonders herausfordernd. Der Abriss von Problemimmobilien etwa, die auf dem Land wie in den Ballungsräumen Thema sind, sei nunmehr förderfähig. Vielfach gehe es bei den Anträgen um die Sicherung der Nahversorgung, aber – dem demografischen Wandel geschuldet – vermehrt auch um die Anlage von Mehrgenerationenflächen.

Für die Definition kleiner Gemeinden hat das Ministerium in seiner Gebietskulisse für die Dorferneuerung die Germarkungen im Liegenschaftskataster herangezogen; das bedeutet, als Dörfer werden auch Ortsteile einbezogen. 327 Kommunen liegen vollständig und 47 Kommunen teilweise in dieser Gebietskulisse, so das Ministerium auf Anfrage. 144 von ihnen gelten als „finanzschwach“. Laut Landesprogramm sind das etwa der Dönberg und Beyenburg in Wuppertal, Bergisch Born und Fünfzehnhöfe in Remscheid, Solingen-Burg, alle Ortsteile von Sprockhövel sowie von Burscheid und Viersen.

Die Mehrheit der Städte unter 10 000 Einwohnern wächst

Das Heimatministerium betont aber auch: Ein generelles Finanzdefizit bei den Dörfern gibt es nicht. Vielmehr liege der Anteil der Haushaltssicherungs-Kommunen bei jenen unter 10 000 Einwohner mit 33 Prozent traditionell unter den übrigen Städten, bei denen 40 Prozent sparen müssen. Noch deutlicher fällt der Unterschied bei der Pro-Kopf-Verschuldung aus: Sie liegt bei den kleinen Gemeinde durchschnittlich bei 475 Euro, bei den größeren mit 1402 Euro pro Einwohner mehr als dreimal so hoch.

Und: Auch bei der Bevölkerungsentwicklung sind die kleinen Gemeinden keinesfalls Verlierer. IT NRW hat jetzt Zahlen vorgelegt, wonach von den Städten (einzelne Ortsteile werden hier nicht betrachtet), die 2011 bei weniger als 10 000 Einwohnern lagen, bis Mitte dieses Jahres  zwar 25 ein Minus bei den Einwohnern verzeichneten, allerdings 30 ein Wachstum. Ministerin Scharrenbach sieht ein Ende der Landflucht und des massenhaften Zuzugs in die Großstädte eingeläutet: „In NRW haben wir schon den Gegentrend.“ Insbesondere junge Familien zöge es wieder aufs Dorf. Und zwar nicht nur, weil die Mieten in der Stadt zu teuer seien, sondern tatsächlich wegen der Vorteile des Landlebens, glaubt sie.