Lobberich Chor lässt Kirchenmauern erzittern

Lobberich. · Obwohl er nur zwölf Mitglieder hat, ist der Cape Town Opera Chorus eine stimmliche Macht.

Marvin Kernelle (r.) dirigierte in St. Sebastian sehr zurückhaltend.

Foto: Knappe, Joerg (jkn)

Nur in zwei Orten Deutschlands gastierte der südafrikanische Cape Town Opera Chorus auf seiner Europatournee. Einer davon war Nettetal. Der Chor kam mit seinem geistlichen Konzert „Grace Notes“ in die Lobbericher Pfarrkirche St. Sebastian und gab dort vor gut gefüllten Kirchenbänken ein beeindruckendes Konzert.

Wer befürchtete, dass der kleine, aus je sechs Frauen- und Männerstimmen bestehende Chor für die große Kirche zu dünn besetzt sein könnte, wurde sehr schnell eines Besseren belehrt. Die Stimmkraft der Chormitglieder war imponierend. . Die Intonation war bestechend sauber, auch bei komplizierten Harmonien gab es weder Unreinheit noch Unsicherheit. Für die präzise Einstudierung zeichnet Marvin Kernelle verantwortlich, der 2014 zum Leiter dieses Chores berufen wurde. Während des Konzertes agierte er dezent; er zog keine Show ab.

Die Sänger und Sängerinnen postierten sich immer wieder anders. Beim Bach-Choral „Komm, süßer Tod” verteilten sich die Sänger über den gesamten Kirchenraum, ohne dass dies den musikalischen Zusammenhalt gefährden konnte.

Einen Wermutstropfen gab es trotzdem: Bedauerlich war, dass es für die Zuschauer weder gedruckte Programme noch eine erläuternde Moderation gab. Natürlich merkte man, dass der Cape Town Opera Chorus ein stilistisch abwechslungsreiches Programm vortrug, und dass die Sänger auch einzelne Stücke in verschiedenen Sprachen votrugen. Mit Nachfragen ließ sich dann aber doch einiges genauer in Erfahrung bringen.

Die Liedauswahl umfasste auch Titel in afrikanischen Sprachen

Der erwähnte Bach-Choral wurde auf Deutsch gesungen, auf Latein war Anton Bruckners „Ave Maria” zu hören. Die meisten Titel erklangen in Englisch. Wichtig war den Programmgestaltern, Texte und Strukturelemente christlicher Musik sowohl des europäischen als auch des afrikanischen Kulturraumes zu berücksichtigen. So wurden die regionalen Wurzeln der geistlichen afrikanischen Musik nicht außer Acht gelassen und die Lieder in den traditionellen Stammessprachen vorgetragen.

„Bawo, Thixo Somandla” hieß der erste Titel des Programms. Das ist ein Zulu-Traditional und heißt auf Deutsch „Gott, allmächtiger Vater“. Auch weitere alte afrikanische Sprachen fanden Berücksichtigung bei dem Konzert. „Ke nna yo morena“ ist ein Sotho-Traditional und bedeutet „Hier bin ich Herr, ich bin angekommen“.

Bei einem Titel ahnte man, dass es sich um sehr alte europäische Musik handeln könnte. Es war eine sehr kultiviert vorgetragene Vertonung des 42. Psalms aus der Feder Giovanni Palestrinas: „Wo der Hirsch schreit nach frischem Wasser”.

Für den lang anhaltenden, begeisterten Beifall des Publikums bedankten sich die Gäste aus Südafrika. Erst nach mehreren Zugaben verließen sie St. Sebastian. Anschließend traten sie in der Kathedrale im österreichischen St. Poelten auf.