3000 Krefelder feiern den Tag der Arbeit
Rund 1000 Menschen nehmen an der Demonstration der Gewerkschafter teil. Anschließend geht es in den Stadtgarten.
Krefeld. Die Sonne lässt den Stadtgarten ungewohnt farbenfroh erstrahlen bei der Kundgebung des DGB. Als nach einer Stunde der Demonstrationszug mit rund 1000 Teilnehmern vom DGB-Haus an der Virchowstraße aus am Stadtgarten ankommt, sind die aufgebauten Stände der acht DGB Gewerkschaften, vieler anderer Institutionen und der anwesenden Parteien — SPD, Grüne, Linke, Die Partei, aber auch MLPD und DKP — bereits gut besucht. Die kulinarischen Angebote aus verschiedenen Ländern tragen zum bunten Gesamtbild der Szene bei.
Dietmar Giesen, Betriebsratsvorsitzender bei der Bahn AG, möchte durch seine Anwesenheit an die Rechte erinnern, die Arbeitnehmervertretungen sich im Laufe der Zeit erarbeitet haben, denn „heute werden Arbeitnehmerrechte mit Füßen getreten durch Zeit- und Werksverträge und immer weniger Betriebe, in denen ein Betriebsrat arbeiten kann“. Heinz Andekerk ist seit über 50 Jahren Gewerkschafter und kommt auch als Rentner noch zu der Veranstaltung, „um meine Solidarität mit den Kollegen zu bekunden“. Für Heinrich Fuhs (79) ist „die Zusammenarbeit zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern unheimlich wichtig“. Tim Kühnen (33) bedauert als ein Vertreter der jüngeren Generation die rückläufigen Mitgliederzahlen: „Deshalb ist es mir wichtig, die Arbeit der älteren Generation als Fachbereichsleiter bei Verdi fortzuführen.“
Philipp Einfalt, der neue Vorsitzende des DGB in Krefeld, betont in seiner Rede, dass die durchaus positiven Ansätze der Großen Koalition bei weitem nicht ausreichen: „Wir brauchen mehr Solidarität, mehr Vielfalt und mehr Gerechtigkeit. Das sind die Werte, die sozialen Fortschritt ermöglichen. Trotz boomender Wirtschaft und solider Finanzen klafft die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinander.“
Er erhält Unterstützung durch Oberbürgermeister Frank Meyer, der kämpferische Töne gegen den Rechtspopulismus anschlägt: „Mich ärgert, wenn versucht wird, Probleme zu lösen durch Kreuze in Verwaltungsgebäuden oder durch die Frage, ob der Islam zu Deutschland gehört.“ Seine „fetzige Mairede“, wie Einfalt sie bezeichnet, wird von den Zuhörern bejubelt.
Nach Schätzung der DGB-Vertreter haben an dem anschließenden Familienfest rund 3000 Besucher teilgenommen. Die 18 Monate alte Amelie interessiert sich mehr für die anderen Kinder, die auf der Hüpfburg herumtoben. Ihre Eltern Kira und Manuel Scheffino aber verfolgen als Erzieher die sozialen Themen der Kundgebung. Sie genießen die familiäre Atmosphäre, „und uns gefällt, dass hier viele Nationen friedlich zusammenkommen“. Uwe Hoffheims, dessen zwei Enkel die Hüpfburg lieben, schlägt zwei Fliegen mit einer Klappe: „Ich verbinde den 1. Mai als Gewerkschafter mit meiner Aufgabe als Opa.“