47-Jährige getötet – die Polizei sucht Lebensgefährten
Anonymer Anrufer informiert Rettungskräfte. Der Flüchtige, dessen Wohnung brannte, ist Ermittlern bekannt.
Krefeld. In welcher Reihenfolge die Taten geschehen sind, weiß die Polizei noch nicht. Sie sieht aber in jedem Fall einen Zusammenhang zwischen dem Brand des Mehrfamilienhauses an der Lindenstrasse 62 und dem gewaltsamen Tod einer 47-jährigen Frau an der Süchtelner Straße 232. Das Bindeglied: Der 50-jährige Lebensgefährte der Toten.
Er bewohnt eine Wohnung in dem Haus an der Lindenstraße. Dorthin wird gestern um 6.19 Uhr die Feuerwehr gerufen. Die Flammen verwüsten mehrere Wohnungen, niemand wird verletzt.
Als einziger Hausbewohner ist der 50-Jährige nicht zu Hause. In seiner Wohnung - das wird nach ersten Ermittlungen schnell klar - ist der Brand ausgebrochen.
Um 8.25 Uhr bekommt die Feuerwehr einen anonymen Anruf. Ein Mann meldet, dass an der Süchtelner Straße 232 eine tote Person in einer Wohnung liege. "Nach der Formulierung, die der Anrufer wählte, gehen wir davon aus, dass der Lebensgefährte der Anrufer war", sagt Polizeisprecher Rainer Behrens.
Rettungskräfte finden die Tote, die Polizei richtet eine Mordkommission ein und fahndet mit Hochdruck nach dem Lebensgefährten.
Der soll - wie eigentlich immer - mit seinem Fahrrad unterwegs sein. Der Polizeihubschrauber kreist erst in der Nähe des Tatorts, dann verlagert sich die Suche in Richtung Uerdingen. Fündig werden die Beamten aber bis zum Abend nicht.
Auf welche Art die Frau zu Tode gekommen ist, dazu schweigt die Polizei aus taktischen Gründen. Eines steht aber fest: Sie starb gewaltsam. In der Nähe des Tatorts suchen Spurensicherung und Mitarbeiter der SWK die Gullis ab.
In jeden einzelnen lassen sie einen Magneten hinunter. Dass es sich um die Suche nach der Tatwaffe handelt, will Behrens nicht bestätigen. Nur so viel: "Wenn wir tatrelevante Gegenstände nicht am Tatort finden, dann liegt es nahe, dass die Umgebung untersucht wird."
Sowohl die 47-jährige HeikeM. als auch ihr Lebensgefährte sollen zur Krefelder Drogenszene gehört haben. Das berichten Nachbarn, die aber sonst nichts Schlechtes über das Paar sagen möchten. "Die waren normal. Er wirkte viel normaler als mancher andere Mann, und er grüßte freundlich", sagt eine junge Nachbarin.
Heike M. wohnte im ersten Stock des Reihenhauses an der Süchtelner Straße. Unten lebte ihre Schwester, der das Haus gehört. Auch die beiden erwachsenen Kinder des Opfers sollen zumindest zeitweise in dem Haus gewohnt haben.
Weder bestätigen noch dementieren will Polizeisprecher Behrens den Namen des mutmaßlichen Täters, der von vielen Nachbarn genannt wird: Hans Peter H. Der Flüchtige sei "polizeibekannt", sagt Behrens nur.
Hans Peter H. hatte im Jahr 2000 traurige Berühmtheit als "der höfliche Bankräuber" erlangt, der zweimal die Sparkasse am Ostwall überfiel und insgesamt 57 000 Mark erbeutete.
Den Kassiererinnen wünschte er anschließend "ein schönes Wochenende". Im Gerichtssaal, kurz vor seiner Verurteilung, gab es selbstgebastelte Blumen für die Freundin, die Anwältin und die Staatsanwältin.
Der Richter schrieb dem Angeklagten, den er für viereinhalb Jahre hinter Gitter schickte, damals schon ins Stammbuch: "Wenn Sie nichts gegen Ihre Sucht tun, sehen wir uns hier wieder."