Kawai-Konzert: Deutscher Nachwuchs überzeugt am Flügel

Gerhard Vielhaber spielte Werke von Mozart, Prokofiev und Schubert.

Krefeld. Nach den ungeschriebenen Regeln eines Konzertabends beginnt man am besten mit dem ältesten Stück, bringt das moderne in der Mitte und schließt den Auftritt mit einer Komposition oder einer Epoche der Musikgeschichte, die dem Publikum vertraut ist. Nach diesem Prinzip hat auch der deutsche Nachwuchspianist Gerhard Vielhaber (Jahrgang 1982) sein Kawai-Konzert im Campus Fichtenhain gestaltet.

Mit der Mozart-Sonate in D-Dur (KV 311) präsentiert er einen ansprechenden, Ohr und Seele schmeichelnden Einstieg. Fröhlich perlen die Töne, leichte, nahezu unbeschwerte Klänge bietet der Pianist mit dem Allegro. Der anschließende langsame Satz Andante con espressione erhält nicht den Ausdruck, den der Titel verheißt. Zur Zeit der Klassik war man darin längst nicht so mutig und ausdrucksstark, wie es spätere Komponisten sein sollten.

Mit den ersten Tönen von Sergej Prokofievs Sonate Nr. 4 in c-moll wurde bereits hörbar, dass man einen Zeitsprung in das frühe 20. Jahrhundert unternommen hatte. Das 1917 vollendete Werk lebt von seinen Kontrasten wie Emotionen und bringt in seinem ersten Satz, dem Allegro molto sostenuto, sogar zarte Jazz-artige Anklänge. Die Gegensätze zwischen Akkorden im Fortissimo und leisen liedhaften Elementen arbeitet Vielhaber schön heraus - überzeugend in allen Lagen und Gegensätzen.

Nach der Pause folgte Schuberts Sonate in A-Dur (D 959). Nach dem großen zeitlichen Bogen, den die beiden ersten Werke schlugen, war man nun in der "Mitte", in der Romantik angelangt: Unverkennbar bei dem sehr weichen Spiel des Allegros, den melancholischen, etwas klagenden Tönen des Andantinos. Dem vierten Satz, dem Rondo Allegretto, fehlte es dann etwas an Spannung, an Leidenschaft und "espressione". Die Generalpause belebt dieses Stück, in dem Melodiebögen aufgebaut werden, die von der linken in die rechte Hand wechseln. Diesen "Dialog" der beiden Hände hätte man etwas stärker akzentuieren können.

Aber das Publikum war zufrieden mit der Vorstellung und erklatschte sich noch ein kleines Intermezzo von Schumann als Zugabe.