M. Walking on the Water: Das Revival des Balkenkopfes
Die Band M. Walking on the Water bereitet tatsächlich eine neue Platte vor.
Krefeld. Müde schleicht Markus Jansen die letzten Stufen zu seinem "Dachapparat" hinauf. So nennt er seine Wohnung hoch unterm Dach am Lutherplatz, die eher einem Musikstudio gleicht. Er komme gerade vom "Gärtnern", erzählt Jansen, inzwischen auch schon 53 Jahre alt. Er helfe einem Kumpel aus.
Aha. Und die Musik? "Ja, eigentlich kann ich gar nicht mehr in der Gärtnerei arbeiten, ich habe so viel anderes zu tun." Was genau?, fragt man. "Erst einmal Theater", sagt Jansen. Für den Regisseur Christoph Roos werde er die Musik zu dessen Inszenierung von "Buddenbrooks" am Theater Essen komponieren. "Und dann ist da ja noch die neue M.-Walking-CD."
Ein neues Album von M. Walking on the Water - das wird die immer noch zahlreichen Fans der Krefelder Independent-Band freuen. Tatsächlich arbeiten Jansen und Mike Pelzer an ihrer ersten Einspielung seit der CD "File", die 1997 die Bandgeschichte vorläufig abschloss.
Die Krefelder Independent-Combo um die beiden Frontleute Jansen und Pelzer startete 1986 ihre überraschende Karriere. 1987 erschien die erste Single mit dem legendären Dauerhit "Party In The Cemetery" auf der A-Seite. Das Label zierte schon der nicht weniger legendäre Balkenkopf.
Für Plattencover und Fotos bandagierten sich die Musiker die Köpfe mit Verbänden und integrierten dabei einen Balken so, dass er scheinbar durch ihre Schädel hindurchging. Der Charme der M.’s, wie sie ihre Fans kurz nennen, war immer schon etwas rustikaler.
Rustikal war auch oft die Musik, die die Musiker anfänglich selbst "short distance psycho folk" nannten. Zwischen Rumpelpolka und Walzerseligkeit changierten die jedenfalls originellen Songs, mit denen die M.’s das Ruhr-Rockfestival 1987 gewannen. Die erste LP, die so hieß wie die Band, folgte 1988 und wurde mit fünfstelligen Erfolgszahlen eines der damals erfolgreichsten deutschen Independent-Alben.
Die Alben Nummer vier bis neun wurden von Major-Firmen produziert. Erst von Polydor, dann von EMI Electrola. Ausgedehnte Deutschlandtourneen festigten den Ruf der M.’s als attraktive Live-Band, das Goethe-Institut schickte sie nach Afrika und in den Kaukasus.
Nach 1997 wollten sowohl Jansen als auch Pelzer zunächst Soloprojekte verfolgen. Jansen konnte mit seiner Band "Jansen" auch einige CD’s veröffentlichen, aber an die erfolgreichen Zeiten konnte keiner anknüpfen.
Der Blaue Engel auf der Schwertstraße war und ist Jansens Stammkneipe, und als die 2007 ihr 25-jähriges Bestehen feierte, ließen sich die M.’s überreden, einmalig dort noch einmal aufzutreten. "Das hat uns allen unglaublich Spaß gemacht", sagt Jansen. Damit war der Keim für neue Aktivitäten gesät.
Es folgten kleinere Touren 2008 und 2009, und jetzt ist man dabei, die neue Platte abzumischen. Neben Jansen und Pelzer, der in Flensburg als Bootsbauer arbeitet, spielen die Musiker mit, die zwischen 1990 und 1997 die Besetzung stellten: Axel Ruhland an der Geige, Konrad Mathieu am Bass und Martell Beigang am Schlagzeug.
"Flowers For The Departed" wird die neue CD heißen. Sie erscheint im Frühjahr 2011, danach gehen die M.’s wieder auf Tour.