Krimi: „Die Frau des Seidenwebers“ – eine echte Krefelder Heldin
„Die Frau des Seidenwebers“ aus Ulrike Renks neuem Buch hat wirklich gelebt. Aus ihrer Geschichte wird ein spannender Roman.
Krefeld. Historische Romane haben Konjunktur. Besonders gern liest man sie, um Dinge wiederzuerkennen, wie bei Ulrike Renks Roman "Die Frau des Seidenwebers". Die Autorin, Jahrgang 1967, lebt in Krefeld und veröffentlicht seit Jahren erfolgreich Regionalkrimis.
Nun also ein Genrewechsel: Die Frau des Seidenwebers heißt Anna te Kloot und hat wirklich gelebt. Aus dem Bergischen kam die Mennonitin nach Krefeld, heiratete hier und bekam eine Tochter. Dann starb ihr Mann, und in zweiter Ehe wurde sie eine ter Meer. Diese Einzelheiten aus Annas Leben sind zu finden in einem Tagebuch aus jener Zeit. "Mein Bruder ist Historiker, er hat mich darauf aufmerksam gemacht", sagt Ulrike Renk. "Beim Lesen habe ich gleich gemerkt: Daraus lässt sich etwas machen."
Die recht trockenen Beschreibungen der beiden Brüder Abraham und Claes ter Meer, die das Tagebuch gemeinsam geschrieben haben, hat Ulrike Renk in einen süffigen Roman verwandelt. Die Eckdaten stammen aus dem Tagebuch, zu den historischen Umständen hat Renk sich informiert: "Ich habe zwei Jahre lang recherchiert", erzählt sie.
Dann hatte sie so viele Einzelheiten über den Glauben der Mennoniten, die Alltagsküche im 18. Jahrhundert oder die Schlacht an der Hückels May zusammen, dass sie ihren Roman schreiben konnte. Das Stadtarchiv und Menonniten-Pfarrer Christoph Wiebe haben ihr wertvolle Hinweise gegeben, auch historische Stadtpläne hat sie einsehen können.
Dennoch kommt das Buch nicht als historisches Lehrwerk daher, sondern erzählt mit leichter Feder, wie es damals gewesen sein könnte. Annas erster Mann ist verbürgt. "Stennes war vielleicht sehr nett", sagt die Autorin. "Aber ich habe ihn zu einem Scheusal gemacht, der Spannung wegen." Annas zweiter Mann Abraham ter Meer war bei der Hochzeit Seidenweber, sattelte aber später auf Verleger um. Sein Haus, in das Anna nach der Hochzeit zog, stand genau dort, wo heute rechts und links die beiden großen Buchhandlungen Thalia und Habel angesiedelt sind.
Im Roman ist Anna ter Meer eine sehr offene, gebildete, wissbegierige Frau, die sagt, was sie bewegt. "Ich glaube, dass Menschen damals wie heute auf dieselbe Art leben, lieben, trauern oder leiden", sagt Renk. Genau deswegen mag man ihre Hauptfigur Anna te Cloot so gerne.