Polizei Betrüger zocken Senioren am Telefon ab
Krefeld · Kriminelle geben sich als vermeintliche Verwandte oder Polizisten aus. 84-Jährige verliert mehrere zehntausend Euro.
„Überleg mal, wer dran ist?“ – Eine 84-jährige Krefelderin ist am Dienstag Opfer eines Enkeltrickbetrugs geworden. Gegen 16.30 Uhr erhielt die Seniorin einen Anruf mit unterdrückter Nummer. Als die Seniorin den Namen ihrer Enkelin nannte, gab sich die Betrügerin als diese aus. Sie brauche einen fünfstelligen Geldbetrag in bar, um eine Wohnung zu kaufen. Die 84-Jährige fiel auf den Trick rein und übergab einer unbekannten Frau das Geld vor ihrer Haustüre. Einer Betrügerin, wie sich später zeigen soll.
Sechs angezeigte Vorfälle in zwei Tagen
Die Polizei spricht gestern von einer ganzen Reihe ähnlicher Vorfälle im gesamten Stadtgebiet. Fünf weitere Betrugsversuche wurden bei den Beamten zur Anzeige gebracht. In einem Fall scheitern die Täter nur an einem technischen Problem. „Die Verbindung zwischen der betroffenen Seniorin und den mutmaßlichen Tätern riss während des Gesprächs ab“, berichtet Polizeisprecherin Karin Kretzer. Die Betroffene war anders als im ersten Fall nicht von einem mutmaßlichen Familienmitglied angerufen worden, sondern von einem falschen Polizisten. „Dieser tischte der Frau dann die Geschichte auf, dass ihr Geld auf dem aktuellen Bankkonto nicht mehr sicher sei, weil sich in dem Geldinstitut ein ‚Maulwurf’ befindet, der mit Betrügern zusammenarbeite würde;“ erklärt die Polizeisprecherin.
Anrufe der Täter sollen aus dem Ausland kommen
Enkeltrick oder falsche Polizisten: Seit Jahren warnen die Landeskriminalämter bereits vor diesen beiden Betrugsmaschen. Betroffen sind von den Anrufen meist Senioren. Nach Einschätzung der Krefelder Polizei kämen die Anrufe aus dem Ausland. In einem eng begrenzten Zeitraum würden dazu gezielt Anrufe in nur einer Stadt oder einem Kreisgebiet eingehen. In dieser Woche war allem Anschein nach Krefeld das Ziel der Betrüger. Insgesamt sechs Anzeigen gingen bei der Polizei zu Betrugsversuchen mit ähnlichen Muster am Dienstag und Mittwoch ein.
Während die Betrüger wie geschildert bei einer Tat Beute machten, blieb es in fünf Fällen beim Betrugsversuch. Die Beamten gehen von kriminellen Banden aus. Während die Anrufe aus dem Ausland kommen, sollen lokale Bandenmitglieder die Bargeldsummen dann bei den Betrogenen an der Haustüre abholen. „Meist werden Gründe vorgeschoben, warum die möglichen Verwandten nicht selbst kommen könnten“, so Kretzer.
Auffällig sei, dass die Täter meist in der Mittagszeit anriefen und nicht am Wochenende. „Wir gehen davon aus, dass auf diese Weise sichergestellt werden soll, dass die Opfer noch zur Bank gehen können, wenn sie das Geld nicht bei sich zuhause aufbewahren.“
Opfer werden emotional unter Druck gesetzt
Laut der Polizei wüssten viele Senioren bereits genau über die Maschen der Betrüger Bescheid. Trotzdem komme es immer wieder zu Betrugsfällen, in denen enorme Geldbeträge erbeutet würden. „Die Täter arbeiten bewusst darauf hin, ihre Opfer emotional unter Druck zu setzen und sie somit regelrecht zur Geldübergabe zu drängen“, erklärt Karin Kretzer.
Laut eines Berichts des Landeskriminalamtes Nordrhein-Westfalen erbeuteten Betrüger allein 2017 insgesamt rund 15 Millionen Euro.