Müllsünder Rattenplage auf Krefelder Spielplatz
Krefeld · Die Spielplatzpaten am Moritzplatz sind besorgt. Wegen Taubenfutter und Abfällen vermehren sich die Nager. Selbst Eltern seien beim Thema Unrat aber uneinsichtig.
In 15 Löchern und der Kanalisation rund um den Moritzplatz mit seiner Spielecke, der Schaukel und dem Klettergerüst hat aktuell ein Kammerjäger Gift ausgelegt. Nicht nur weil Ratten hier über die Fläche an der Hülser Straße laufen, auch ganz nah an den spielenden Mädchen und Jungen vorbei, schlagen die Spielplatzpaten Nicole und Carsten Intveen und Christoph Schmitz Alarm. Zuletzt musste etwa alle vier Wochen der Kammerjäger gerufen werden.
Der Grund für die herumhuschenden Nager liegt für die drei auf der Hand: Müll, Essensreste und -verpackungen und übrig gebliebenes Vogelfutter. Denn immer wieder beobachten sie auch, „dass Menschen hier die Tauben füttern, obwohl es verboten ist“. Die Hinterlassenschaften der so angelockten Vögel sind auf dem Spielplatz auch nicht gerade eine Freude.
Die Spielplatzpaten, die diese ehrenamtliche Aufgabe nach der Umgestaltung des Moritzplatzes vor anderthalb Jahren übernommen haben, kümmern sich um vieles. Auch um vieles, das eigentlich nicht zur Patenschaft gehört. „Eigentlich sollen wir zum Beispiel schauen, ob die Geräte in Ordnung sind, ob mal eine Schraube oder so fehlt und dass keiner Blödsinn macht“, sagt Carsten Intveen (42), hauptberuflich Gebäudereiniger. Aber er, seine Frau und Christoph Schmitz kehren Sand zurück in die Kästen und fegen Laub weg, kaufen im Sommer zum Beispiel Wassereis, bauen kleine Becken zum Abkühlen auf, schleppen 200 Wasserbomben an oder organisieren eine Halloween-Party.
Was sie freiwillig machen, ist das eine. „Aber viele Menschen glauben, wir wären hier für den Müll zuständig“, sagt Schmitz. Zähneknirschend kümmern sich die drei immer wieder darum. Aber sie ärgern sich massiv darüber, mit welcher Selbstverständlichkeit ihnen Eltern oder Anwohner sagen, es wäre doch ihre Aufgabe.
Besonders dann, wenn einer der Paten Eltern oder andere auf den Parkbänken sitzende Menschen ansprechen, ob sie zu ihren Füßen liegende Abfälle einsammeln und entsorgen könnten. Genug Mülleimer sind da, zehn Stück an der Zahl. „Aber dann heißt es zum Beispiel, das war nicht mein Kind, dann mache ich das auch nicht. Ihr seid doch die Paten“, erzählt Nicole Intveen (40).
„Es ist doch ein Treffpunkt für alle. Es gibt auch zum Beispiel Nachbarn, die mal mit Tee, Kaffee, Kuchen oder Trinkpäckchen für die Kinder hierhinkommen“, erzählt Carsten Intveen. Aber wenn dann, wie im zurückliegenden heißen Sommer, 40 bis 60 Erwachsene und Kinder den Tag und Abend an der frischen Luft verbringen, sind es am Ende die gleichen, die die Überreste dieses Vergnügens einsammeln. In dieser Zeit seien es bis zu zehn Müllsäcke täglich gewesen, berichten die Ehrenamtler.
Dass gerade auch Eltern, deren Töchter und Söhne hier Spaß haben, für Müllprobleme sorgen, ist für die Intveens und Schmitz unverständlich. „Die meinen einerseits sie seien nicht zuständig. Die Ratten wollen sie aber doch auch nicht haben“, sagt Carsten Intveen. Außerdem werde immer wieder geraucht, obwohl es an Spielplätzen verboten sei. Ganz zu schweigen von den Hundebesitzern, die ihre Tiere auf der kleinen Wiese neben dem Spielplatz ihr Geschäft erledigen lassen – direkt neben das Verbotsschild.
Gisela Klaer, Bürgermeisterin und im Nordbezirk, zu dem der Moritzplatz gehört, SPD-Bezirksvertreterin im Krefelder Norden, hat den Paten Unterstützung zugesagt. Es sei leider ein „allgemeines gesellschaftliches Problem“, dass Menschen sich so verhielten. Mit Plakaten, die SPD-Kollegen gerade erarbeiten, wolle man helfen, Aufmerksamkeit für alle diese Dinge zu bekommen. Der oberste Appell dabei sei in Sachen Müll: „Wer es verursacht, soll es auch wegmachen.“ Eine Anfrage der SPD an die Stadtverwaltung läuft, die klären soll, so Klaer, „was möglich ist, dass ein Verbot, Tauben zu füttern, das auch wirklich verhindert“.
Um eine Rattenvermehrung zu verhindern, wurden gerade erst die Büsche zwischen Platz und Parkbuchten komplett herunter gestutzt, damit die Tiere keinen Unterschlupf finden. Hier soll Rasen eingesät werden. Carsten Intveen hofft mit seinen Mitstreitern, dass das ein Weg zur Lösung wenigstens dieses Problems ist. Und wegen der anderen Sorgen betont er: „Wir sind nicht die Müllpolizei.“