Interview Ärger um Pläne für Flüchtlingsunterkunft im Stadthaus
Der Vorsitzende des Bürgervereins Nord-West, Alfred Birmes, warnt vor Unmut, sollte das Stadthaus zur Flüchtlingsunterkunft werden.
Krefeld. Seit Monaten steht das Stadthaus am Konrad-Adenauer-Platz leer — künftig könnten dort Flüchtlinge einziehen. Jedenfalls wenn es nach Wilfrid Fabel, dem ehemaligen CDU-Fraktionschef, geht. Er schlägt vor, das Gebäude auf seine Eignung als Flüchtlingsunterkunft prüfen zu lassen.
Und erntet dafür nicht nur Beifall. Alfred Birmes etwa, Vorsitzender des Bürgervereins Nord-West, spricht von einer „Hiobsbotschaft“. Er fordert eine „möglichst gleichmäßige Verteilung“ der Unterkünfte „auf alle Krefelder Stadtteile“.
Herr Birmes, der Bürgerverein hat ein offenes Ohr für die Menschen vor Ort — welche Sorgen haben die?
Alfred Birmes: In den letzten Tagen bekam ich einen Telefonanruf nach dem anderen. Wir haben hier schon eine Flüchtlingsunterkunft im ehemaligen Seniorenheim an der Westparkstraße. Dass Kriegsflüchtlinge aus Syrien untergebracht und gut versorgt werden müssen, ist keine Frage — und das alte Seniorenheim ist dafür ausgezeichnet geeignet. Aber die Anlieger fragen sich: „Warum schon wieder hier?“ Als Vorsitzender des Bürgervereins Nord-West, in dessen Zuständigkeitsbereich sowohl die Flüchtlingsunterkunft an der Westparkstraße und auch das Stadthaus liegt, kann man darüber nur mit dem Kopf schütteln.
Wie funktioniert denn das Miteinander von Bewohnern der Flüchtlingsunterkunft an der Westparkstraße und den Anliegern?
Birmes: Bis auf die unterschiedliche Lebensweise läuft es gut. Ein Problem ist, dass die Nachtruhe nicht eingehalten wird: Es ist oft laut, manchmal wird bis spät in die Nacht Fußball gespielt. Deshalb gab es schon Ärger in der Nachbarschaft. Etwa 30 Leute haben sich deswegen beschwert.
Welche Herausforderungen sehen Sie, wenn das Stadthaus Flüchtlingsunterkunft würde?
Birmes: Ich sehe eine Konzentration des Flüchtlingsaufkommens in einem Bereich, in dem es schon genug Probleme gibt: Die bekommt man natürlich nicht mit, wenn man in den Krefelder Stadtteilen wohnt, die fernab von Verkehrs- und Bahnlärm, Veranstaltungsstätten, Schulen und Flüchtlingsheimen liegen. Ich könnte mir vorstellen, dass jetzt Unmut in der Bevölkerung hochkommt.
In einem Brief an den Oberbürgermeister haben Sie bereits Anfang August stellvertretend für den Bürgerverein darum gebeten, Flüchtlingsunterkünfte auf das gesamte Stadtgebiet zu verteilen . . .
Birmes: Anlass war die auf dem Gelände der ehemaligen Kaserne an der Kempener Allee geplante Zeltstadt für Flüchtlinge. Wir finden: Der Bereich des Krefelder Nord-Westens ist bereits genügend mit Flüchtlingen belegt und die grundsätzlich positive Einstellung der Bewohner dort wäre durch zu massive Unterbringung gefährdet.
Nach vier Wochen haben wir vom Büro des Oberbürgermeisters eine Stellungnahme erhalten, in der man uns belehrte, dass die geplante Zeltstadt eine Erstaufnahmeeinrichtung des Landes ist. Auf unsere Bitte nach einer gleichmäßigen Verteilung der Unterkünfte kam nichts — das muss verbindlicher aussehen! Deshalb werden wir unseren Hilferuf nach der OB-Wahl nochmals schreiben.
Was kann der Bürgerverein noch tun, um zu vermitteln?
Birmes: Für Oktober planen wir einen Infoabend mit den Nachbarn der Flüchtlingsunterkunft Westparkstraße, Datum und Treffpunkt stehen noch nicht fest. Wir wollen wissen: Wo liegen die Probleme und wie können wir die anpacken? Gegenseitige Rücksichtnahme und die Einhaltung von Regeln sollen im Mittelpunkt stehen. Wer Fragen hat, kann sich per Mail an uns wenden: info@bv-nord-west.de