Tag des offenen Denkmals Totenkeller, Konvent und Uerdinger Rathaus
Beim Tag des offenen Denkmals am kommenden Sonntag können die Besucher hinter die Türen von neun Objekten blicken.
Krefeld. Christoph Tölkes Werkstatt an der Roßstraße 222 ist kein Denkmal. Trotzdem sind die insgesamt 750 Quadratmeter, auf denen wertvolle alte Möbel und Holzobjekte restauriert werden, Teil des Angebots zum „Tag des offenen Denkmals“ am kommenden Sonntag. Tölke, der auch Vorsitzender des Vereins Kunst und Krefeld mit Sitz in der Alten Post an der Stein-/Lindenstraße ist, hat seinen Arbeitsplatz von Hüls in die frühere Weberei Vohwinkel verlegt. Die Shedhalle der 1924 gegründeten Weberei ist jetzt ein helles und großzügiges Atelier, in dem künftig auch regelmäßig Ausstellungen mit heimischen Künstlern stattfinden sollen.
„Jeweils rund um die Weihnachtszeit könnten solche Veranstaltungen mit Kunst und Kunstgewerbe laufen“, kündigt Tölke an. Er bedauert, dass hier — in einem stabilen Viertel — nur wenige Denkmäler anzutreffen seien. Dabei funktioniere hier noch das Neben- und Miteinander von Wohnen, Einzelhandel und Handwerk. Er selbst ist hier aufgewachsen. Nur eine Straße weiter, an der Hubertusstraße, gegenüber von Herbst Pitt, habe sein Großvater einst die VW-Werkstatt gegründet. „Da könnte ich so manche Anekdote erzählen“, schmunzelt der Restaurator und Kunstliebhaber.
Neben dem Objekt Roßstraße (10 bis 18 Uhr) öffnet Tölke auch die Tore der ehemaligen Klosteranlage Hülser Konvent am Sonntag von 10 bis 15 Uhr. Der ehemalige Beginenkonvent wurde nach Jahren des Verfalls zu einer Wohngemeinschaft für junge Familien umgestaltet.
Die 23. Auflage des Denkmaltages widmet sich in diesem Jahr dem Thema Handwerk, Technik, Industrie. Bundesweit zentral organisiert wird das von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz. Die örtlichen Initiatoren sitzen im Fachbereich Stadtplanung. Federführend ist in Zusammenarbeit mit den Denkmalschützern Martina Foltys-Banning. Sie rechnet mit mehreren hundert Besuchern der insgesamt neun zur Besichtigung vorgeschlagenen Objekte. „Aber die Besucherzahl hängt immer stark vom Wetter ab.“
Ein weiteres Schmuckstück ist das Haus Steinert an der Kliedbruchstraße 67, erbaut von Hans Poelzig, einem bedeutenden Vertreter der expressionistischen Backstein-Architektur. Er errichtete es 1929 bis 1932 für den Textilfabrikanten und Kunstsammler Friedrich Steinert sein einziges Einfamilienhaus.
Das Haus wurde zum Treffpunkt systemkritischer Künstler. 1947 fand dort der erste Deutsche Werkbundtag nach dem Krieg statt und 1950 eine Ausstellung von Mataré-Schülern mit dem damals 29-jährigen Joseph Beuys. 1962 erweitert, entging das Haus 1997 nur knapp dem Abriss und wurde unter Denkmalschutz gestellt. Seit 2006 bewohnen es die Architekturfotografen Florian Monheim und Barbara Opitz, die die Besucher von 11 bis 17 Uhr durch das Haus führen.
Erstmals ist auch das Alte Rathaus am Uerdinger Marktplatz im Programm. Der 1725 erbaute Komplex wurde 2013 von der Stiftung Insterburg erworben und danach von der Krefelder Architektin Katharina Kulla aufwendig und denkmalgerecht saniert. Geöffnet ist das Gebäude am Sonntag von 13 bis 17 Uhr, Führungen sind um 11 und 12 Uhr. Alle Termine gibt es im Internet unter: www.krefeld.de/de/stadtplanung/tag-des-offenen-denkmals-2015