Alexianer: Multiple Sklerose – die unheilbare Krankheit
Birgit Koch war 33, als sie den Grund für ihre zahlreichen Entzündungen erfuhr. Ein Infotag im Krevital will über MS aufklären.
Krefeld. Sie gilt als Krankheit der tausend Gesichter: Multiple Sklerose. MS ist eine entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems und nach wie vor unheilbar.
"So bekannt heute die Abläufe im Körper bei MS sind, so vielfältig und unklar sind die Ursachen.
Ebenso unterschiedlich und vielfältig sind die Entwicklung und Ausprägung der Krankheitssymptome", sagt Dr. Hans-Jürgen von Giesen, Chefarzt der Klinik für Neurologie der Alexianer Krefeld GmbH.
Beim ersten Krefelder Multiple-Sklerose-Tag sollen die verschiedenen Aspekte beleuchtet werden.
Der Informationstag findet Samstag von 10 bis 14 Uhr im Krevital am Dießemer Bruch 77a statt. Der Besuch ist kostenlos, die Räume für Rollstühle geeignet. Von Giesen: "Wir möchten die verschiedenen Bereiche - Krankenhaus, niedergelassene Neurologen, Selbsthilfegruppe - miteinander vernetzen, damit alle von den gemeinsamen Ansätzen profitieren." Das war nicht immer so.
Die Multiple Sklerose ist eine Krankheit, die schubweise verläuft. "Vor 20 Jahren gab es gerade mal ein Medikament gegen einen Schub", erzählt von Giesen. Heute seien bereits sechs Medikamente allein dafür zugelassen.
Zu Beginn der Erkrankung komme es durch einen Schub zu verschiedenartigen Symptome wie Taubheitsgefühl, Sehstörungen, Schwindel, Müdigkeit oder Koordinationsstörungen, die nach einiger Zeit wieder vollständig verschwinden.
Mit jedem weiteren entzündlichen Schub wachsen die Beeinträchtigungen jedoch, da sich die Symptome nur noch teilweise zurückbilden.
Zwischen dem ersten und weiteren Schüben können Jahre vergehen, allerdings auch nur Monate. Birgit Koch war 33, als bei ihr "endlich" Multiple Sklerose diagnostiziert wurde.
"Ich fühlte mich gut, es war eine Woche vor der Taufe meiner Tochter und ich habe wegen der Vorbereitungen mehr getan als sonst. Dann kam die Klatsche", erinnert sich die heute 51-Jährige an das Jahr 1992.
Sie bekam Gefühlsstörungen und eine Nervenentzündung im Innenohr. Es folgten Sehnerv-Entzündungen, Hautentzündungen, Rückenschmerzen, mal kribbelte der Arm, dann war es wieder vorbei.
Im Rückblick traten die Symptome viel früher auf. "Nur sind sie nicht als solches erkannt worden", lautet das Fazit der inzwischen stellvertretenen Vorsitzenden der Deutschen Multiple Sklerose-Gruppe Krefeld.
"Ich habe die Erkrankung mindestens seit 1980." Heute ist die diagnostische Abklärung schneller und einfacher möglich. Mit Hilfe der Magnetresonanztomographie (MRT) können schon nach dem ersten Schub entzündete Gewebebereiche im Gehirn und Rückenmark sichtbar gemacht werden.
Dennoch ist das Leben mit MS ungewiss. "Die schwer zu prognostizierenden Verläufe der Erkrankung und nicht vorhersehbare Schübe belasten schwer die Psyche.
Auch die medikamentöse Therapie kann zu Nebenwirkungen führen", erklärt von Giesen. Die morgigen Vorträge befassen sich deshalb mit Themen wie "Herz und Lunge bei MS", Depressionen, Blasenfunktionsstörungen, MS in der Partnerschaft, Ernährung und neuen Behandlungsmöglichkeiten. Dazu gehören auch ein Kognitionstraining zur Verbesserung der Gedächtnisleistung und Sport.