Altenpflege: Der Job geht manchmal bis ans Ende der Kräfte
Eva-Maria Roskothen liebt ihren Job als Altenpflegerin, kennt aber die Schattenseiten.
Krefeld. Sie macht Überstunden, verzichtet auf ihre Pausen und ist manchmal nach Feierabend am Ende ihrer Kräfte angelangt. Trotzdem liebt Eva-Maria Roskothen ihren Beruf und hat es bis jetzt nicht bereut, ihn ergriffen zu haben. Seit einem Jahr ist sie examinierte Altenpflegerin.
„Manchmal ist mein Berufsalltag schon der Hammer“, erzählt die 32-jährige Krefelderin. Sie arbeitet in einem Altenheim, hat dort auch ihre Ausbildung absolviert. Vorher studierte sie Soziale Arbeit in Essen, landete dann aber in der Altenpflege. „Ich wollte einfach näher an den Bewohnern dran sein und mehr Beziehungsarbeit mit ihnen machen“, sagt sie. Ältere Menschen im letzten Abschnitt ihres Lebens zu betreuen und ihnen diese Zeit so angenehm wie möglich zu machen, sei für sie eine wunderschöne Aufgabe.
Und trotzdem hat ihr Beruf nicht nur eine Sonnen-, sondern auch eine Schattenseite. „Das heutige Pflegesystem sichert die älteren Menschen zwar ab, die Zeit für sie geht aber verloren“, klagt Eva-Maria Roskothen. Das Hauptproblem sei der Mangel an Personal. Durch den Wegfall der Zivildienstleistenden würde sich dieser Mangel noch verschärfen. Mit Ein-Euro-Jobbern könne man den Verlust der Arbeitskräfte zwar etwas auffangen, viele Arbeiten würden jedoch trotzdem nun an den Pflegern hängen bleiben. „Mir und meinen Kollegen tut es oft in der Seele weh, so wenig Zeit für die Bewohner zu haben. Manchmal ist das sehr unbefriedigend“, erzählt die Pflegerin.
In ihrem Berufsalltag muss sie ständig den Spagat zwischen einer menschenwürdigen Betreuung der Bewohner und einer korrekten Dokumentation der pflegerischen Tätigkeiten meistern. Letztere sei zwar wichtig, raube aber viel Zeit. Oft bleibt sie nach Feierabend dann länger oder kommt morgens früher, um liegen gebliebene Aufgaben zu erledigen. „Ich denke, ich werde meinen Patienten noch gerecht. Von dem ganzen Stress bekommen die meistens gar nichts mit“, sagt sie.
Leidtragende seien vor allem die Pflegekräfte. Viele von ihnen machten Überstunden oder kämen auch noch krank zur Arbeit. Als Eva-Maria Roskothen vor einem Jahr ihre neue Stelle antrat, blieb kaum Zeit für eine Einarbeitung. Für sie war es also ein Sprung ins kalte Wasser.
„Am Anfang konnte ich auch ganz schlecht nach der Arbeit runterkommen. Daran arbeite ich momentan“, erzählt sie. Um auf andere Gedanken zu kommen, spielt sie in einer Band und arbeitet ehrenamtlich in der Kulturrampe. „Ich wünsche mir natürlich weniger Stress. Es ist aber auch eine Herausforderung, mit den gegebenen Umständen klar zu kommen und das Beste daraus zu machen.“