Criminale: Spannung in Hülle und Gülle
Zwei Anthologien sind zur Criminale 2011 erschienen.
Krefeld. 21 Autoren, 21 Orte und deutlich mehr als 21 Morde: In „Leichenblass am Niederrhein“, der Anthologie zur Criminale, blickt der Leser in menschliche Abgründe — ganz nah vor der Haustür. Denn der Grafit-Verlag hat die Autoren des Festivals nach Hückelhoven und Heinsberg, Willich und Wassenberg geschickt, um finsteren Verbrechen nachzuspüren.
Vielfältig sind die Geschichten durch den unterschiedlichen Stil der Autoren, die Wahl der Perspektive und der Zeit. Rebecca Gablé geht ins Mittelalter zurück. Marita und Jürgen Alberts setzen den Gedankenfluss eines Langstreckenläufers gegen die Live-Kommentare aus dem Radio. Und Jochen Senf verortet seine Geschichte gar in einem Raumschiff mit dem Ziel Grevenbroich.
Krefeld kommt in dieser Geschichtensammlung auch vor: Der österreichische Autor Stefan Slupetzky hat einen verwegenen Fall erdacht, der hier spielt und viel mit Krawatten zu tun hat. Edgar Franzmann, in Krefeld geboren, lässt in „Sheriff Driessen reitet ein“ den Polizisten Heinz nach Krefeld strafversetzen.
Auch Mitherausgeberin Angela Eßer wuchs in Krefeld auf. Sie hat die Mafia-Geschichte „Henkersmahlzeiten“ geschrieben, die „irgendwo am Niederrhein“ spielt. Der dritte Autor, der aus Krefeld stammt, ist Frank Schmitter. Sein „In Hülle und Gülle“ spielt in Wassenberg.
Auch die Anthologie „Natürlich der Gärtner!“ aus dem Krefelder Leporello-Verlag bringt unschuldige Opfer mit unterschiedlichen Mordmethoden um die Ecken des Niederrheins. Oder sollte man besser von Hecken sprechen? Schließlich nehmen die elf Kurzkrimis in diesem Band ihren Anfang in elf Landschaftsparks und -gärten der Region.
Mit dabei ist Judith Merchant, die bei der Criminale für ihren Kurzkrimi „Annette schreibt eine Ballade“ ausgezeichnet wurde und 2010 den Kurzkrimi-Wettbewerb von WZ, Leporello und Buch Habel gewonnen hat. In der Anthologie droht sie mit Witz und Erfindungsreichtum „Ich werde deine Leiche im Stadtgarten verscharren“ — gemeint ist der Krefelder Stadtgarten.
Auch die anderen Geschichten, angesiedelt auf Schloss Krickenbeck, im Kloster Kamp oder im Landschaftspark Duisburg-Nord bieten spannende Unterhaltung mit Lokalkolorit.
Eßer/Küsters: „Leichenblass am Niederrhein“. Grafit, 2011. 9,99 Euro.
Coelen/Gablé: „Natürlich der Gärtner!“. Leporello, 2010. 9,90 Euro.