Kabarett: Wilfried Schmickler wütet gegen Merkel
Krefeld. Wer möchte schon lieber mit Chips und Bier vor dem Fernseher sitzen, wenn er Karten für Wilfried Schmickler hat? Zumal das Fernsehprogramm absolut keine Konkurrenz darstellt.
Damit dennoch niemand etwas verpasst, trägt Schmickler die Sendungen des Abends kurz vor — doch keiner verlässt fluchtartig den Saal der Kulturfabrik. Es ist einfach zu gemütlich und warm dort, wie Schmickler zu Beginn auch ankündigt: „Guten Abend, liebe Saunafreunde!“
Der 56-jährige Wahl-Kölner ist ein Querdenker und Wortakrobat, einer der besten politischen Kabarettisten Deutschlands. Sein Programm „Weiter“ aktualisiert er quasi stündlich, er informiert und analysiert aktuell die Lage der Nation. Seine bissige, sarkastische Darstellungsweise wirkt so wahr und realistisch, dass sie eigentlich gar nicht zum Lachen ist.
Schmickler ist konstant wütend, und er hat regelrecht Schaum vor dem Mund, wenn es um die Kanzlerin geht. Er habe eine Überdosis Merkel genossen, erklärt Schmickler. Gäbe es in Deutschland Regenwald und würde der es wagen, nicht schnell genug nachzuwachsen, „verabschiedet Merkel ein Regenwald-Schnell-Nachwachs-Gesetz“, mutmaßt er. Eigentlich könne sie aber gar nichts dafür, dass sie keine Ahnung hat vom Kapitalismus — schließlich musste sie sich das Ganze erst nach der Wende aneignen. Da erstaunt es Schmickler nicht weiter, dass Worte wie Krise, Insolvenz und Flaute einen femininen Artikel tragen: „Positive Visionen braucht das Land und was haben wir? Angela Merkel!“
Indes gibt es auch die blitzgescheiten Jungs und Mädels der FDP: Sie lösen bei ihm Zwerchfellverkrampfung aus. Nur bei der SPD scheint zurzeit nichts los zu sein, denn sie kommt glimpflich davon. Lediglich das „Lied vom traurigen Sozialdemokraten“ gibt Schmickler zum Besten.
Doch es geht auch um Alltagsdinge: Als selbstbewusster Raucher erwartet Schmickler ein wenig mehr Dankbarkeit, schließlich finanziert er durch seine Sucht viele unnötige Einsätze der Bundeswehr. Und die Bahn sollte ihre Züge sowieso eher in Quatsch- und Nichtquatschabteile unterteilen. Langer Applaus.