Amprion startet Erdkabel-Versuch
Netzbetreiber und Landwirte prüfen die Auswirkungen auf die Umwelt. In Krefeld wird um das Modell gestritten.
Krefeld/Raesfeld. Welche Auswirkungen haben unterirdische Stromkabel auf die Böden? Das wollen der Stromnetz-Betreiber Amprion und der Westfälisch-Lippische Landwirtschaftsverband in einem Pilotprojekt im westlichen Münsterland herausfinden. In Raesfeld verlegt Amprion derzeit im Zuge der Energiewende ein Erdkabel als Ersatz für eine alte Hochspannungsleitung.
Die 3,4 Kilometer lange Strecke ist Teil der Strom-Verbindung zwischen Wesel in NRW und Meppen in Niedersachsen. Die Landwirte pochen darauf, dass Bodenschäden verhindert werden, sagte Verbandspräsident Johannes Röring Freitag bei der Vorstellung des Projektes.
Temperatur- und Feuchtigkeitssensoren im Boden liefern in den nächsten Jahren Daten für die Auswertung. Insgesamt investiert Amprion für die 100 Kilometer lange Strom-Verbindung rund 250 Millionen Euro. Davon kostet der Bau der Erdkabel in zwei Meter Tiefe 100 Millionen Euro.
Mitte 2015 will Amprion-Projektleiter Ludger Meier das bodenschonende Verlegen der Erdkabel abschließen. So lange zieht sich eine 42 Meter breite Schneise vorbei an Raesfeld. Verschiedene Bodenarten werden dabei in Absprache mit Landwirten und Geologen ausgehoben. Nach der Verlegung der Rohre kommt die Erde wieder an Ort und Stelle.
Rund um die Stromkabel sorgt später Flüssigerde für die Ableitung der Wärmeenergie. Die Kabel transportieren eine Leistung von vier Giga-Watt. Damit wird der Strombedarf von vier Millionen Menschen gedeckt. Diese Leistung erhitzt die Kabel auf bis zu 35 Grad Celsius. Je nach Belastung kann sie noch steigen.
Amprion geht davon aus, dass diese Wärme keine Auswirkung auf die Ernte der Bauern hat. Ob diese Prognose zutrifft, soll nach Auswertung der Daten durch die Landwirtschafskammer Nordrhein-Westfalen in ein paar Jahren geklärt werden. Die Erdkabel kosten die Netzbetreiber laut Meier fünf bis sieben Mal mehr als Hochspannungsleitungen.
Auch in Krefeld ist bereits über eine unterirdische Führung der Starkstromtrassen nachgedacht worden, nachdem die überirdische Trasse nah am bebauten Gebiet geplant worden war. Die Stadt forderte von Amprion die teurere Variante unter der Erde, die Firma weigerte sich. Die Folge: Aktuell herrscht Baustopp in Krefeld. Die juristische Entscheidung, ob die Stromtrasse nun ober- oder unterhalb der Grasnarbe verlaufen soll, steht derzeit noch aus. lnw