Angeklagter in Fall um versuchten Mord: „Ich habe aus Versehen Gas gegeben“

Am vierten Verhandlungstag hat sich am Montag der beschuldigte Aca U. geäußert.

Krefeld. „Ob wir das glauben, ist noch völlig offen“. Das erklärte am Montag der Vorsitzende der 2. Großen Strafkammer, Herbert Luczak, im Prozess gegen den Serben Aca U. (29), der wegen versuchten Mordes am Schmucksammler H. (69) und gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr angeklagt ist. U. hatte sich am vierten Verhandlungstag erstmals zur Sache geäußert.

„Ich habe aus Versehen Gas gegeben“, teilte U. mit. „In Panik“ sei er an jenem Sonntagnachmittag (13. Januar) auf dem Parkstreifen gegenüber Haus Ritte an der Moerser Landstraße geraten — als mehrere Personen aus der Gaststätte stürmten und der um seinen Schmuck gebrachte Sammler sich vor den gemieteten Transporter stellte, um die Flucht zu verhindern.

„Und: Sein Landsmann „Danko“, der eigentlich Daniel M. heißt und am dritten Verhandlungstag in Krefeld erwartungsgemäß von seinem Aussageverweigerungsrecht gebraucht machte, habe Aca U. damals angerufen: Die Scheibe des Wagens des Sammlers sei eingeschlagen, er könne „die Köfferchen mit dem Schmuck herausholen.“ Bereits 2009 sei „Danko“ auf ihn zugegangen, um ihn zu Straftaten zu überreden.

Aber erst, nachdem er seinen Job verloren hatte, sei er darauf eingegangen. „Ich habe den Wagen gemietet, weil Danko nur einen serbischen Führerschein hat“. Bei diesem, so der Hinweis des Angeklagten an das Opfer, sei die Beute — Wert über 5000 Euro — auch zu suchen. Er wiederholte noch einmal, dass ihm die ganze Sache leid tue. Mehr wollte U. allerdings nicht mitteilen. „Danko“ alias Daniel M. sitzt wegen eines anderen Verfahrens in Bochumer Haft.

Verschiedene Zeugen hatten geschildert, dass Schmucksammler H. mit Wucht erfasst und auf die entgegengesetzte Fahrbahn geschleudert wurde. Aber ausgerechnet der Fahrer des bereits stehenden Wagens, gegen dessen Kotflügel der damals 68-Jährige H. geschleudert wurde, wertet die Tat nicht als Mordversuch — und hatte diese Einschätzung bereits vor seiner ersten Vernehmung mit den Polizeibeamten diskutiert. „Er empfand den Vorfall als nicht so schlimm“, erinnerte sich am Montag die erneut als Zeugin geladene Vernehmungsbeamtin. Der Zeuge, ein Sachverständiger für Geschwindigkeitsmessungen, wiederholte vor Gericht: „Ich war überrascht, dass die Tat als versuchter Mord eingestuft wurde.“ Zum Verhalten des angeklagten Fahrers meinte er: „Ich habe das nicht als kompletten Kontrollverlust aufgefasst“.

Immerhin war Sammler H. beim „Kavaliersstart“ des Serben erheblich verletzt worden: Bänderrisse in der Schulter, Prellungen und ein gebrochener Zeh. An den Folgen leidet er heute noch. Fortsetzung am 29. Juli.