Angriff auf Kripo-Beamten: Der Richter zollt den Zeugen Respekt
Prozess: Eine Rempelei auf der „Rhenania-Allee“ endet im Rausch der Gewalt.
Krefeld. "Das verdient unseren Respekt, was Sie getan haben": Bei zwei Zeugen der Schlägerei auf der "Rhenania-Allee" in der Nacht zum Karnevalssonntag (14. Februar) bedankte sich der Vorsitzende der 2. großen Strafkammer, Herbert Luczak, am Montag ausdrücklich. Laura A. (22) und Wolfgang K. (45) hatten nicht weggeschaut, als sich zwischen drei Männern und dem Kriminaloberkommissar Olaf B. eine Auseinandersetzung entwickelte, bei der der Beamte schwer verletzt wurde.
Hätten beide nicht eingegriffen, als Petar M. (33) und Nuyan A. (34) mit den Füßen auf den im Rinnstein liegenden 41-Jährigen eintraten, ginge es in der Hauptverhandlung möglicherweise nicht um versuchten, sondern vollendeten Totschlag.
Kurz nach dem Einschreiten der Zeugen in dieser Nacht mit Eisglätte und leichtem Schneefall war allerdings auch ein Streifenwagen zur Stelle - die Besatzung hatte von der Busspur am Theaterplatz die Kreuzung Ostwall/St.-Anton-Straße überwacht. Der Beamte und seine Kollegin waren durch Lärm aufmerksam geworden.
Nach einem Hinweis nahm der Streifenwagenfahrer einen der Täter im Durchgang zum Bleichpfad fest, den anderen drückte Zeuge Wolfgang K. gegen einen geparkten Wagen an der "Allee", bis ihn Polizei-Verstärkung mitnahm. Sowohl die Beamten als auch die Zeugen sagten übereinstimmend aus, dass die Schläger plötzlich sehr ruhig waren. "Es schien, wären sie zuvor in einer anderen Welt gewesen", schilderte Laura A. vor der Polizei. Der Lebensgefährte ihrer Mutter glaubt heute, dass beide Männer nicht von dem Opfer abgelassen hätten: "Sie waren wie in einem Rausch."
Offenbar hatte sich der von einer Kegeltour kommende Kripo-Beamte mindestens zweimal mit seinen Kontrahenten angelegt. Er war privat unterwegs, hatte ebenfalls ordentlich getrunken, aber eine Blutprobe von ihm gibt es merkwürdigerweise nicht - im Gegensatz zu zwei anderen Teilnehmern der Kegelgruppe.
Von dieser hatte Heinz-Josef M. (40) erstmals im Zeugenstand ausgesagt, Olaf B. habe zuvor "Stress" mit mehreren Männern in der Toilette des "Boston" gehabt, die er zwischen "Picnic" und Spießbratenbude kurz aufgesucht habe. Doch keiner der Angeklagten, zu denen noch Cendiz U. (34) gehört, hat sich offenbar im "Boston" befunden.
Fakt ist: Heinz-Josef M., groß und kräftig, holte sich eine blutige Nase, als er sich in die Schlägerei einmischte. "Da waren es nur noch zwei gegen einen", erinnerte sich Wolfgang K. Dennoch fand er das nicht fair und griff mit der Tochter seiner Lebensgefährtin ein. Der "dritte Mann", Cendiz U., setzte sich ab, bevor die Polizei eintraf.
Das Verhalten des offensichtlich angetrunkenen Beamten in seiner Freizeit missfiel aber den Zeugen, obwohl "wir auf seiner Seite waren". Als ihm K. zurief: "Lass es sein", sei Olaf B. "zehn Zentimeter größer" geworden, habe die Dienstmarke gezeigt und gesagt: "Die pack’ ich mir." Wolfgang K.: "Mein erster Gedanke: Ist der verrückt? Warum macht er das?"
Der Prozess wird morgen fortgesetzt.