Antonia Rados spricht im Seidenweberhaus über arabische Welt
Auslandsreporterin war zu Gast bei Mitgliederversammlung.
Krefeld. Antonia Rados zählt zu den wenigen Frauen, die die alte Garde der Machthaber wie Arafat und Gaddafi interviewen durften. Bei der Mitgliederversammlung der Volksbank im Seidenweberhaus wird deshalb das Referat von RTL-Auslands-Chefreporterin Antonia Rados mit Spannung erwartet. Doch zunächst zieht Klaus Geurden eine positive Bilanz des letzten Geschäftsjahres. Der Vorstandsvorsitzende der Volksbank fasst sich jedoch kurz, um Rados das Feld zu überlassen.
Bürgermeisterin Karin Meincke bewundert in ihrem Grußwort den Mut der mit Journalisten- und Fernsehpreisen dekorierten Politikwissenschaftlerin für ihre Berichte von den Kriegsschauplätzen aus der arabischen Welt wie Ägypten, Afghanistan, Irak, Libyen und Tunesien.
Unter der Ägide von Arafat und Gaddafi, einschließlich Mubarak und Assads Vater, hätten Gewalt und Tod die Länder in ein Chaos verwandelt. „Sie alle waren Militärs, korrupt, antiislamisch eingestellt und haben sich privat Milliardenvermögen angeeignet.“ Die bittere sichtbare Bilanz: Mit 65 Millionen Arabern seien ein Drittel der Bevölkerung Analphabeten.
Die arabische Welt sei gekennzeichnet von einer Revolte der Jugend. Drei Viertel der Bevölkerung ist jünger als 30 Jahre. Die Jugend sei dank der digitalen Revolution durch Satelliten-TV, Internet und Mobiltelefon zwar gut informiert, aber leider völlig unorganisiert. Wegen ihrer Moscheen als Treffpunkte und ihrer guten Organisation seien die Moslembrüder so stark. Die arabische Jugend vertrete die Meinung, Demokratie und Islam passen zusammen.
Die Religion sei das einzige feste Wertesystem, das es zu akzeptieren gilt. Ebenso wie die Ordnungsmacht Türkei und den radikaleren Iran, die Vorbilder der arabischen Jugend. Ein westlicher Eingriff in Syrien sei keine Lösung. Schon der Preis für die Kriege in Irak und Afghanistan sei zu hoch gewesen. Die Jugend revoltiere weiter, die gesamte Region bleibe unruhig. Rados gefragt zu weiteren Prognosen: „Erfahrene Propheten warten die Ereignisse ab.“ wop