Fifty-Fifty-Verkäufer mit Messerschnitt bestraft?
Bisher ist ein Haus an der Weyerhofstraße durch Krach aufgefallen. Jetzt geht es um eine Körperverletzung.
Krefeld. Hilfe hat am Mittwoch Morgen ein Rumäne bei einem Passanten auf der Hülser Straße gesucht. Am Hals hatte der 35-Jährige eine blutende Schnittverletzung. Der Zeuge verständigte den Rettungsdienst. Nach notärztlicher Behandlung konnte der Mann zur Vernehmung mitgenommen werden — die Verletzung war nicht allzu schwer.
Komplizierter entwickelten sich danach die Ermittlungen der Polizei um die Vorgänge im Haus Weyerhofstraße 4. Dort soll der Verletzte gewohnt haben. Unbestätigten Informationen zufolge hat er nicht genügend Exemplare der Obdachlosen-Zeitung „Fifty-Fifty“ verkauft und ist deshalb mit dem Messerschnitt „bestraft“ worden. „Er kann sich die Verletzung selbst beigebracht haben“, will Polizeisprecher Wolfgang Weidner auch diese Möglichkeit nicht ausschließen.
Den Nachbarn sind die Häuser Weyerhofstraße 2 und 4 an der Ecke Inrather Straße schon seit drei Monaten ein Dorn im Auge. Denn im etwa 200 Quadratmeter großen Innenhof werde ein regelrechtes Schrott-Recycling betrieben. „Morgens Metall, abends Elektronik“, hat Pinguine-Pressesprecher André Schicks beobachtet, der von seinem Büro auf das Geschehen blicken kann. 15 weiße Kastenwagen hat er vor den Häusern anrollen sehen — mit irischen, spanischen, bulgarischen und rumänischen Kennzeichen. Mancher habe Öllachen hinterlassen. FCKW-haltige Kühlschränke würden im Hof zerlegt.
Kleine Kinder zögen morgens mit leeren Handkarren los, anstatt die Schulbank zu drücken. Später kämen sie mit Schrott zurück. Bis zu 60 Südosteuropäer hätten in beiden Häusern gehaust und im Hof oft Feuer gemacht.
Neunmal ist die Polizei in diesem Jahr von Nachbarn wegen ruhestörenden Lärms zum Haus Weyerhofstraße 2 gerufen worden, drei weitere Einsätze gab es im Haus Nr. 4. „Alles Kleinigkeiten“, sagt Wolfgang Weidner. „Die Stadt hat mehrere ordnungsrechtliche Verfahren eingeleitet“, teilt Angelika Peters vom Presseamt mit.
Gemietet hat beide Objekte eine Mönchengladbacher Baufirma als Arbeiterunterkunft. Eigentümerin ist die Tönisberger Verwaltungs-GmbH Angelika Ferfers. Mitarbeiter Hans-Josef Stieg kennt die meisten der Probleme, vor allem die mit dem Sperrmüll. „Wir sind im Begriff, die Sache bis Oktober zu stornieren“, sagt er, und: „Haus Nr. 2 ist bereits leer.“ Ist auch Haus Nr. 4 geräumt, wolle man beide Objekte verkaufen — oder notfalls selbst sanieren, was dringend geboten sei.
Bei der Vernehmung der zahlreichen Hausbewohner kam es am Nachmittag im Polizeipräsidium zu einem sprachlichen Tohuwabohu. „Jeder sagt etwas anderes“, so Hauptkommissar Weidner. Nach Auskunft des Eigentümers handelt es sich um eine Familie — vom Opa bis zum Enkelkind.