Anwaltsnotruf: Erste Hilfe vom Rechtsanwalt rund um die Uhr

Juristen haben sich für eine Soforthilfe zusammengeschlossen, die per Handy zu erreichen ist.

Krefeld. Es muss nicht gleich ein Mordfall sein. Doch wer als Beschuldigter von der Polizei vernommen wird, der wünscht sich nicht selten einen Anwalt zur Seite.

Allerdings muss die Festnahme am Abend mit anschließendem Verhör immer wieder ohne juristischen Beistand auskommen, weil die Kanzleien dann schon geschlossen sind. „Man erhält von der Polizei die Gelben Seiten und kann dann die Anwälte durchtelefonieren. Mit viel Glück findet man eine Handynummer“, sagt Andreas Neuber.

Der Krefelder Rechtsanwalt hat sich jetzt mit vier Kolleginnen und Kollegen zusammengeschlossen, damit diese Versorgungslücke der Vergangenheit angehört: Durch den Anwalts-Notruf Krefeld. Neben Neuber sind die Rechtsanwälte Claudia Glahn, Anne Grisstede, Karin Kessler und Oliver Schöneberg dabei.

Eigentlich ist die Idee verblüffend einfach. Im Gespräch mit Kollegen hat Neuber einmal mehr über den Bedarf gesprochen, dass nachts und am Wochenende anwaltlicher Rat gefragt ist.

„Richter und Staatsanwälte sind für die Polizei in allen Fällen dringend notwendiger Entscheidungen ja auch erreichbar“, blickt der Anwalt auf die Gegenseite. So wurde der Entschluss gefasst, ein Prepaid-Handy zu kaufen.

Ein Dienstplan entstand, das Mobiltelefon wird entsprechend weitergereicht. So läuft seit dem 1. September der Anwalts-Notruf.

Den ersten Fall hatte Neuber vergangenen Samstag. Da meldete sich eine ältere Dame aufgelöst, weil die Stadtwerke das Wasser absperren wollten — der Vermieter hatte nicht mehr an den Versorger bezahlt.

Zwar konnte auch Neuber nicht sofort intervenieren, doch hatte er für die Anruferin wichtige Tipps parat, die sie beruhigten und durch die sie weiß, dass die Wasserzufuhr eben nicht ohne weiteres abgedreht werden kann.

Solche zivilrechtlichen Fälle könnten es sein, die außerhalb der regulären Dienstzeiten am Anwalts-Notruf auflaufen, denkt Neuber. Oder etwa Fälle von häuslicher Gewalt. Aber auch polizeiliche Maßnahmen wie Festnahme und Hausdurchsuchung, richterliche Anordnungen oder die Entnahme einer Blutprobe seien eben auch abends, nachts und an Sonn- und Feiertagen möglich. Telefonischer Rat schlägt dabei mit 59,50 Euro zu Buche, ein Vor-Ort-Besuch mit 178,50 Euro.

Die Idee für einen rund um die Uhr erreichbaren Anwalt ist nicht neu. Vor langer Zeit hatte der Anwaltsverein eine Art Bereitschaft eingerichtet. Allerdings waren Mobiltelefone damals noch graue Kästen mit abnehmbarem Hörer, und die teilnehmenden Anwälte hatten oftmals schlicht keinen Empfang. So scheiterte das Vorhaben seinerzeit ganz einfach an technischen Hürden.

Solche Probleme sind mit der heutigen Mobilfunktechnik nicht mehr zu erwarten. Unter der Rufnummer (01 52) 51 91 43 24 ist stets ein Rechtsanwalt zu erreichen. Neuber geht davon aus, dass sich die Zahl der teilnehmenden Kollegen noch erhöhen wird.