Anwerbung von Fachkräften im Ausland derzeit noch selten

Viele Unternehmen qualifizieren lieber ihre eigenen Mitarbeiter weiter.

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Krefeld. Rund fünf Millionen Fachkräfte werden bis zum Jahr 2030 voraussichtlich auf dem deutschen Arbeitsmarkt fehlen. Das hat ein Marktforschungsinstitut prognostiziert. Für Krefeld wären das rund 14 000 Facharbeiter. Arnd Thierfelder aber winkt ab: „Solche Prognosen sind nicht seriös. Wer kann schon voraussagen, wie viele Mechatroniker wir in fünfzehn Jahren brauchen?“

Der stellvertretende Geschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Mittlerer Niederrhein (IHK) verweist auf die globale Konjunktur, Arbeitskosten, technische Entwicklungen, politische Rahmenbedingungen und andere Faktoren, die sich derart langfristig nicht prognostizieren ließen.

Allerdings führe die demografische Entwicklung und der steigende Anteil älterer Menschen zu einer Lücke. „Der Bedarf an Pflegekräften wird sicher zu vermehrter Anwerbung im Ausland führen“, sagt Thierfelder.

Fachkräftemangel sei aber auch Thema bei der IHK. „Wir versuchen, unsere Mitgliedsbetriebe mit einem speziellen Beratungsprogramm darauf hinzuweisen, dass ein solcher Mangel sich durchaus als Wachstumsbremse erweisen kann“, meint der stellvertretende Geschäftsführer.

In größeren Betrieben spiele die strategische Personalplanung daher bereits eine wichtige Rolle. Kleinere, inhabergeführte Firmen spürten hier derzeit aber noch keinen Handlungsdruck. Deshalb sehen die IHK und die Agentur für Arbeit die Notwendigkeit für präventives Handeln auch für den Bereich Qualifizierung, betont Arnd Thierfelder, der bei der IHK unter anderem für die Aus- und Fortbildung verantwortlich ist.

Nur eine marginale Rolle spiele in den Überlegungen der IHK-Betriebe die Anwerbung von Arbeitskräften im europäischen Ausland: „Insbesondere mangelnde sprachliche Kompetenz ist dabei die größte Hürde“, erklärt der IHK-Mann. Für zwei Drittel der hiesigen Unternehmen, das ergab eine Analyse der Hochschule Niederrhein zum regionalen Arbeitsmarkt, ist die Rekrutierung von Fachkräften im Ausland kein Thema. Vielmehr setzt die große Mehrheit der Unternehmen auf die Qualifizierung bereits im Betrieb beschäftigter Mitarbeiter.

Auch die Nachwuchswerbung im Ausland dümpelt vor sich hin. Thierfelder verweist auf das Beispiel der IHK in Bonn. Diese kooperiere mit der Kammer in Barcelona. Dort seien mit 125 Bewerbern Gespräche geführt worden. Letztendlich wurde lediglich ein Ausbildungsvertrag abgeschlossen. Trotz zahlreicher Zuschussmöglichkeiten, die die Agentur für Arbeit für solche Fälle anzubieten habe, erweise sich auch hier die Sprache als höchste Barriere.

Großen Wert hingegen lege die IHK auf die Aus- und Weiterbildung hier ansässiger junger Menschen mit Migrationshintergrund. Berufsberater der Kammer gehen zum Beispiel regelmäßig in die islamischen Moscheen, um dort für die Qualifizierung zu werben und konkrete Hilfestellung vor Ort zu geben. Bei der Kammer selbst seien rund zehn Prozent der Angestellten dieser Personengruppe zuzurechnen.