Asia-Markt hat 800 Produkte in den Regalen
Nachdem das Spezialitätengeschäft am Großmarkt geschlossen wurde, sprang Bernhard Binder in die Lücke — statt nur online gibt’s sein Angebot nun in einer Halle am Inrath.
Inrath. Etwas Taschengeld neben dem Studium verdienen, das war mal der Plan. Damals hatte Bernhard Binder gerade mit Elektrotechnik angefangen. Ende 2011 war das. „Das Ziel waren so 100 Euro“, erzählt der Krefelder über seine ersten Schritte als Online-Händler von asiatischen Lebensmitteln.
Heute steht der 33-Jährige in einer 700 Quadratmeter großen Halle an der Pestalozzistraße 45 zwischen meterlangen Regalen voller Spezialitäten aus China, Vietnam, Korea, Japan, Malaysia oder auch Indien. „Der Schwerpunkt liegt aber im Bereich Thailand“, betont der Sohn eines Deutschen und einer Thailänderin, der mit elf Jahren von Köln nach Krefeld kam und hier aufwuchs.
Rund 800 Produkte bietet der Jungunternehmer im „Asia-in“ in der kleinen seitlichen Stichstraße mit Gewerbe und Handwerk an. „Und es werden wöchentlich mehr“, sagt Binder. Seit wenigen Monaten verkauft er das Sortiment gemeinsam mit seiner thailändischen Frau und seinen zwei Mitarbeiterinnen auch direkt an Privatkunden und Gastronomen. Damit springt er in eine Lücke, die durch den Weggang des Asia-Markts am Großmarkt entstanden ist. Und zwar in direkter Absprache mit dessen Betreiberfamilie, die Ende des Jahres aufhörte und nun ein Restaurant in Tönisvorst betreibt — und auch bei Binder einkauft.
Eine Tochter der Familie, mit der er befreundet ist, hatte ihn ursprünglich auf die Idee für den Online-Handel während des Studiums gebracht. Der ursprünglich von ihm angepeilte Gewinn als Taschengeld habe sich „sehr schnell gesteigert“, berichtet der gelernte Groß- und Außenhandelskaufmann von den Anfängen. Als er 2012 eine Vollzeitstelle im Bereich Marketing und Analyse bei einem Software-Spezialisten antrat, packte und verschickte er die bestellte Ware wie Sojasoßen, Pasten, Reis, Nudeln und vielem mehr noch nach der Arbeit. „Oft bis in die Nacht hinein“, erinnert er sich. Als der Gewinn der Nebentätigkeit sein Angestelltengehalt erreichte, wagte er dann den Schnitt. „Ich dachte, in der doppelten Zeit könnte ich auch das Doppelte mit dem Asia-in verdienen“, sagt Binder zum Start in die hundertprozentige Selbstständigkeit im April 2013.
Als der Keller für die Ware nicht mehr gereicht hatte, war das Wohnzimmer dran, dann ein drittes Zimmer, schließlich zog er in Räume an der Dießemer Straße. Von diesen 36 Quadratmetern wechselte er recht schnell in 186 Quadratmeter am Südwall. Vor zwei Jahren stellte er die erste Mitarbeiterin ein, weil der Online-Handel über seinen eigenen Web-Shop und große Shopping-Plattformen „wuchs und wuchs“.
Heute ist er der einzige Händler europaweit, der zum Beispiel thailändischen Whiskey im Angebot hat. Gerade erst hat ein Kunde aus den USA eine Flasche bestellt, die jetzt verschickt wird.
Zwischen verschiedenen asiatischen Bieren, Essig, Ölen, Pekingenten- oder Bohnensoße, Salatdressings, Süßigkeiten, Knabberzeug, Tees oder Gewürzen versteckt sich weniger Bekanntes wie malaysischer Erdbeerpudding oder schwarzer Jasminreis. Am meisten gefragt seien Kokosmilch, „mal eine andere Soße“, wie Binder die Kunden zitiert, frisches Gemüse und Kräuter.
Frisch gibt es bei ihm unter anderem Thaibasilikum, Zitronengras, Koriander, Chilis, Süßkartoffeln, Papaya, die Kohlart Pak Choi, den Thai-Ingwer Galgant, Kassava (Maniok), Mu-Err- und Shiitake-Pilze, aber auch Durian. Die sogenannte Stinkfrucht ist nicht unbedingt was für jeden Kunden, wie der Name schon klar macht. „Genauso wie die Stinkfischsoße für Papayasalat — meine Frau liebt die sehr“, berichtet Binder. Auch für ihn sei das nichts. „Die riecht nicht gut für einen Europäer. Ich bin da auch nicht mit aufgewachsen“, sagt der Krefelder, der überwiegend thailändisch isst, aber gesteht: „Bei einer Pizza kann mich niemand aufhalten.“