Aufstiegschancen in sozialen Berufen: „Frauen wollen in Führungspositionen“
Wissenschaftlerinnen haben sich mit Aufstiegschancen beschäftigt.
Niederrhein. Wissenschaftlerinnen der Hochschule Niederrhein haben die Aufstiegschancen von Frauen in Pflegeberufen, medizinischen und sozialen Berufen untersucht. Dazu verschickten sie bundesweit Fragebögen an zwölf Unternehmen. 1052 Frauen, die als Fach- oder Führungskräfte tätig sind, antworteten.
Professor Edeltraud Vomberg, Leiterin des am Fachbereich Sozialwesen der Hochschule Niederrhein angesiedelten Instituts SO.CON, sagte bei der Präsentation der Ergebnisse, es sei skandalös, dass gerade in den Kliniken, Pflegeeinrichtungen, Einrichtungen der Behindertenhilfe und anderen Unternehmen der sozialen Arbeit der hohe Frauenanteil unter den Beschäftigten sich nicht auf der Leitungsebene widerspiegele.
So seien in den befragten Unternehmen 10 330 Frauen und 3050 Männer beschäftigt. Aber während nur acht Prozent der Frauen in Führungspositionen tätig seien, sei dies knapp jeder vierte Mann (22 Prozent).
Die Wissenschaftlerinnen stellten unter anderem fest, dass auch die Unternehmenskultur eine wichtige Rolle bei der Aufstiegsorientierung spielt. „Lob und Anerkennung durch den Vorgesetzten fördert die Aufstiegsorientierung von Frauen ganz wesentlich“, sagt Anita Wiemer, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut.
Auch die Unterstützung des Partners bei der Karriereplanung und deren Umsetzung spiele eine wichtige Rolle bei den Aufstiegschancen von Frauen.
Andere Punkte, die wesentlich zur Karriere von Frauen beitragen können, sind die Bereitstellung von Kinderbetreuungsmöglichkeiten, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, die Transparenz von Gehältern, die Vernetzung in privaten Netzwerken oder auch die Erwerbstätigkeit und die Bildung der Mutter.
„Bei Frauen mit Migrationshintergrund stellten wir eine stärkere Aufstiegsorientierung als bei Frauen ohne Migrationshintergrund fest“, sagt Esther Ochoa Fernández, wissenschaftliche Leiterin des Projekts. Allerdings sei die Aufstiegswahrscheinlichkeit bei Frauen mit Migrationshintergrund geringer.
Aus den Studienergebnissen wurden konkrete Handlungsempfehlungen abgeleitet. „Benötigt werden kleinschrittige Potenzialentfaltungsmöglichkeiten für Frauen“, sagt Sara Bode von der Unternehmensberatung contec GmbH, Praxispartner im Projekt. „Durch Instrumente wie Projektarbeit, Job-Rotation, Vertretungsregelungen oder die Übernahme von Management auf Zeit werden Frauen befähigt und können Führung ausprobieren.“
Professor Ute Klammer, Vorsitzende der Sachverständigenkommission des ersten Gleichstellungsberichts der Bundesregierung, sagt, immer wieder gehe es bei solchen Diskussionen um die Frage, ob Frauen überhaupt in Führung gehen wollten.
„Dazu sage ich: Frauen wollen in Führungspositionen, aber nicht unter den heutigen Bedingungen.“ Die „Verfügbarkeitskultur“, die in vielen Unternehmen hinsichtlich ihrer Führungspositionen herrsche, sei von Männern gemacht. Daher sei ein wichtiger Schritt hin zu mehr Frauen in Führungspositionen eine Veränderung der Führungskultur. Red