Große Tierliebe Aus Ägypten zum Praktikum in den Zoo
Krefeld · Der 17 Jahre alte Adham Elshayeb füttert Kudus, Saki-Äffchen oder auch die Schmetterlinge, mistet Ställe aus und hilft in verschiedenen Gehegen. In seiner Heimat möchte er sich im Tierschutz engagieren.
Kudu-Männchen Akari zieht ganz vorsichtig mit dem Maul Kochbananen aus den Händen von Adham Elshayeb. Ganz entspannt hält ihm der 17-Jährige eine Frucht nach der anderen hin. So nah ist der junge Ägypter einem solchen Tier noch nie gekommen. Imposant ist das Gehörn der afrikanischen Antilopen-Art. „Akari ist wirklich ganz lieb“, sagt Tierpflegerin Corinna Hamma, schränkt aber auch gleich ein: „Wenn er meint, seine Weibchen beschützen zu müssen, möchte man nicht im Weg sein.“ Was der Zoo-Praktikant in den Fingern hält, ist eine echte Leckerei für den Bewohner der Afrika-Savanne im Krefelder Tierpark. Normalerweise gibt es vor allem Heu und Luzerne und verschiedene Gemüsesorten für die Kudus und ihre Mitbewohner im Gehege.
Futterschneiden ist an diesem Tag eine der Aufgaben von Adham. Salatköpfe müssen zerkleinert werden, weil die Straußenvögel ihr Futter ganz schlucken – sprich: nicht kauen. Paprika, Möhren, Sellerie und Äpfel liegen heute in den riesigen Kisten, die der 17-Jährige sich vornimmt. Der Ägypter, der für sein Zoo-Praktikum für drei Wochen aus seiner Heimat nach Krefeld gekommen ist, strahlt, wenn er über die Arbeit mit den Tieren spricht. Auch wenn das im Fall der Afrika-Savanne eben heißt, dass er Ställe ausmistet oder die Anlage „kratzt“, also reinigt. „Ich hab’ so ein Ding für Tiere“, nennt der Teenager seine Motivation für seinen Aufenthalt in Deutschland, der durch den Kontakt zu Dr. Wolfgang Dreßen zustande kam. Adhams Familie und der Krefelder Zoodirektor lernten sich vor einigen Jahren im Öko-Camp Basata am Roten Meer kennen.
Besonders faszinierend fand er die Häutung der Anakondas
Es ist für Adham nicht die erste Reise nach Deutschland. Ein halbes Dutzend Urlaube habe er schon hier verbracht. Im vergangenen Jahr kam er für ein von seiner Schule – der Deutschen evangelischen Oberschule Kairo – gefordertes Praktikum nach Esslingen in der Nähe von Stuttgart und arbeitete dort in einem Tierheim.
Noch einmal anders als dort konnte er im Krefelder Zoo dieses „Ding für Tiere“ ausleben, unter anderem im Regenwaldhaus, seiner ersten Praktikums-Station. Dort hat er zum Beispiel die Schmetterlinge mit Zucker-Honig-Wasser gefüttert, das Fledermausfutter unter anderem aus Honig, Wasser und Vitaminpulver zubereitet oder Gemüse und Obst für die Saki-Äffchen geschnitten und mit Würmern und Heuschrecken gemischt.
„Das war alles sehr interessant. Ich fand alle Tiere da toll, die Sakis, Tamanduas, Leguane“, schwärmt er in astreinem Deutsch. „Etwas Besonderes waren für mich die Schlagen, die Anakondas. Wir haben in Ägypten auch Schlangen, aber so nah an sie heranzukommen, war faszinierend. Überhaupt ist toll, dass im Regenwaldhaus fast alle Tiere frei herumlaufen.“
Die Luft in Krefeld ist
definitiv besser als in Kairo
Überrascht gewesen sei er von der Häutung der Schlangen. „Dass sie das tun, war mir klar. Aber dass sie so lange nichts fressen und auch blind sind, bis die Haut ab ist, das hätte ich nicht gedacht.“ Auch die Falter im Schmetterlingshaus haben ihn begeistert. „Kairo ist eine große Stadt, mit vielen Autos und Hochhäusern, da sieht man sie nicht so oft.“
Diese Beschreibung seiner Heimatstadt verdeutlich auch seine Nummer eins der Dinge, die ihm an Deutschland am besten gefallen. „Die Luft ist hier einfach schöner. Sie ist so frisch beim Einatmen. Die Umwelt ist so anders als in Ägypten.“ Was ihm allerdings fehlt: „Zuhause ist alles bis drei oder vier Uhr morgens geöffnet. In Deutschland ist um 20 Uhr fast alles geschlossen“, sagt er mit einem freundlichen Lächeln auf den Lippen.
Gerne würde der Sohn eines Universitätsprofessors und einer Innenarchitektin nach dem Abitur an der deutschen Schule auch in Deutschland studieren. Was er beruflich machen möchte, weiß er nicht genau, träumt aber zum Beispiel davon, Filmregisseur zu werden oder in die Politik zu gehen. Was für ihn auf jeden Fall feststeht: „Ich möchte neben meinem Beruf in meiner Heimat mit Tierschutz beginnen“, sagt der Jugendliche, der selbst als Kind nur Papageien als Haustiere hatte. „Gerade die Straßen- und Gossenhunde und -katzen verdienen eine bessere Behandlung“, sagt der 17-Jährige. Ihre Zahl hätte in den vergangenen Jahren stark zugenommen. „Katzen und Hunde sind als Haustiere sehr beliebt.“ Das ist nicht anders als in Deutschland. „Eines aber schon. Ich habe gehört, das Menschen in Deutschland Reptilien züchten. Das gibt es bei uns nicht. Die gibt es nur in freier Wildbahn.“