Fußball Schiedsrichter Tim Pelzer tritt kürzer

Krefeld · Der St. Töniser ist auf eigenen Wunsch nur noch in der Fußball-Oberliga aktiv.

Tim Pelzer will jüngeren Kollegen nun den Vortritt lassen.

Foto: Mark Mocnik

Der Fußball wird nicht mehr über allem stehen für Tim Pelzer. Jetzt, da klar ist, dass sein Aufstieg als Schiedsrichter nicht weitergehen kann. Mehr Zeit teilen mit seiner Frau oder auch mal wieder mit den Freunden abends was trinken gehen und das Auto zu Hause stehen lassen. Der St. Töniser trat im Sommer freiwillig in die zweite Reihe zurück, da der Weg in die 3. Liga für ihn versperrt sei. „Ich werde die Regionalliga auf eigenen Wunsch hin verlassen, nur noch dort als Assistent tätig sein. Der Verband will, dass nur Leute, die Mitte 20 sind, hochgehen. Ich habe den Weg für Andere daher frei gemacht.“ In der Oberliga aber geht es für ihn weiter in dieser Saison.

Seit 2006 als Unparteiischer
im Einsatz

Der Bankkaufmann Pelzer wurde am 1. Juli 29. Für einen Unparteiischen, der weiter nach oben will Richtung 3. und 2. Liga sei er damit schon alt, erklärt er. Er teilt ein ähnliches Schicksal wie ein Fußballer, der mit Anfang 20 den Sprung in die obersten Ligen schaffen will, damit er noch beste Chancen auf eine tolle Karriere hat. Mit Ende 20 ist der Zug dagegen schon abgefahren. Pelzer wird daher auch dem Wuppertaler Robin Braun Platz machen, der bessere Perspektiven besitze.

Beim Endspiel um den Niederrheinpokal zwischen dem Wuppertaler SV und dem KFC Uerdingen trat Pelzer noch einmal auf höchster Ebene des Verbandes als vierter Offizieller auf. Es war wie ein Abschiedsgeschenk für Pelzer, der seit November 2006 Schiedsrichter war und seit drei Jahren in der Regionalliga Spiele leitete.

Der St. Töniser will nun Jüngeren den Vortritt lassen, diese begleiten und unterstützen. „Es ist wie ein Ehrenkodex, da etwas zurück zu geben.“ Da wären zum Beispiel die Nachwuchshoffnungen Isabel Steinke (SV St. Tönis) oder Lukas Dyck (Thomasstadt Kempen) aus dem Kreis.

Tim Pelzer hatte Glück. Die Schattenseiten seiner Tätigkeit hat er nie miterlebt, die Pöbeleien oder Gewaltandrohungen in den untersten Ligen gegen Schiedsrichter. Die Angst vor den wütenden Besuchern. „Ich habe da Respekt vor jedem Kreisliga-Schiedsrichter“, sagt er: „Wenn man vor 1000 Zuschauern pfeift, hört man die Kommentare gar nicht so, anders als wenn da 20 Leute am Spielfeldrand stehen.“

Als Höhepunkte seiner Zeit in der Regionalliga hebt Pelzer die Heimspiele von Rot-Weiß Essen vor 10 000 Zuschauern hervor oder auch die Partie am Aachener Tivoli. In der Vorbereitung 2017 durfte er sogar das Testspiel des KFC Uerdingen gegen den Bundesligisten 1. FC Köln leiten. Wehmut beschleicht ihn nicht in großem Maße: „Es war immer klar, dass man nicht ewig Zeit hat, in die 3. Liga zu kommen. Es fühlt sich gut an, weil es meine Entscheidung war. Das, was ich machen darf, durften noch 200 andere in Deutschland, aber die anderen 70 000 Schiedsrichter nicht.“

In seiner Zeit auf den verschiedensten Plätzen über die Jahre hat er auch spätere Größen wie Marc-André ter Stegen oder Leroy Sané kennengelernt. Heute sieht er, was aus ihnen geworden ist. Zufrieden blickt er auf die vergangenen Jahre zurück: „Als Fußballer wäre ich nicht mal in die Kreisliga B gekommen. Ich habe auch etwas fürs Leben mitgenommen. Man gewinnt Selbstbewusstsein. Man lernt, sich anders durchzusetzen.“

Am Ende ist für Tim Pelzer seine Laufbahn aber noch nicht. Er wird weiter in der Oberliga pfeifen. Die große Ambition aber ruht nun, er kann sich mehr ins Privatleben zurückziehen. Der Fußball tritt ein Stück in den Hintergrund. Der Familie und den Freunden wird es gefallen.