Ausraster ohne Ende: 44-Jähriger vor Gericht

Richter weist Krefelder in eine psychiatrische Klinik ein. Mann hatte seine Freundin und Passanten verletzt.

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Krefeld. Kranke Gewalttäter mit schizophrener Psychose sind in der Zwickmühle. Wenn sie jegliche Einnahme von Medikamenten ablehnen oder diese absetzen, sobald es ihnen bessergeht, kann das Gericht ihnen die Einweisung in eine Fachklinik nicht ersparen, selbst wenn sie als schuldunfähig gelten.

Dem folgte auch die zweite große Kammer in ihrem Urteil, da ein 44-jähriger Angeklagter viele Geschädigte zurückließ. Er muss in Behandlung bleiben, weil weitere Taten nicht auszuschließen seien.

Zwischen dem 17. März und dem 17. August 2013 ist der 44-jährige Krefelder in acht Fällen gegen befreundete, aber auch fremde Personen gewalttätig geworden. Nach einem Streit in der gemeinsamen Wohnung hatte er seine langjährige Lebensgefährtin beleidigt, geschlagen und ihr schließlich gedroht, sie zu töten, wenn sie die Polizei rufe.

Die Krankenschwester, die inzwischen von ihm getrennt lebt, schilderte vor Gericht ihren Ex-Partner als lieb und nett, sofern er seine Medikamente nimmt. „Sonst wäre ich nicht so lange bei ihm geblieben“, sagte sie.

Die Ausraster häuften sich in kurzer Zeit. So schlug er grundlos eine Hotelbesucherin, deren Freund und einen zu Hilfe eilenden Angestellten. Weil er Hunger und Durst hatte, zerstörte er mit einem Gullideckel das Schaufenster eines Drogeriemarktes in Fischeln, um an Getränkedosen zu kommen.

Nach seiner Festnahme schlug er einen Polizisten. Auch vor älteren Menschen machte er nicht Halt. Im Schönwasserpark stieß er ohne Vorwarnung einen Radfahrer vom Rad und einen 80-jährigen Rentner und seine Ehefrau ins Gebüsch. Im Obdachlosenheim an der Lutherstraße schlug er einem Mann mehrfach gegen den Kopf.

In einer Tankstelle am Dießemer Bruch entwendete er eine Packung Frühstücksfleisch. Die herbeigerufene Polizistin bespuckte und beleidigte er.

Die Taten hat der Beschuldigte gestanden, soweit er sich daran erinnern konnte oder wollte. Er entschuldigte sich dafür bei den Betroffenen. Trotz seiner Attacken hatten sie sich nicht schwer verletzt.

Ein Sachverständiger zeigte die Folgen der seelischen Störung auf. Die endete im Verlust des Jobs, im Scheitern der Beziehung, in der Erwerbsunfähigkeit und in der Obdachlosigkeit.

Die Aussichten auf Besserung beschreibt der Gutachter als gering, da der Patient auch nach 15 Jahren Krankheit die Einnahme von Pillen strikt ablehnt. Deshalb sei auch weiterhin mit aggressivem Verhalten zu rechnen.