Autohändler-Mörder: Neuer Prozess in Belgien
Vor vier Jahren brachte Fred W. in Oppum einen 27-Jährigen um. Auch bei Antwerpen soll er einen Mann getötet haben.
Krefeld. Lebenslange Haft wegen Mordes mit besonders schwerer Schuld — so lautete das Urteil des Krefelder Landgerichts gegen Fred W. (49), der vor fast genau vier Jahren an der Ennsstraße in Oppum den 27-jährigen Autohändler Askin U. erschossen hat.
Die Ermittler der Krefelder Mordkommission fanden damals heraus: Mit einer der Schusswaffen, die im Wagen des Mörders gefunden wurden, wurde bereits im September 2007 der Autohändler Steve H. im belgischen Schilde getötet. Dort war man ahnungslos: Die Justiz im Nachbarland hatte den Sohn des 39-Jährigen wegen der Tat in Haft genommen — acht Monate saß er bereits unschuldig im Gefängnis. Bis heute ist Fred W. in Belgien nicht der Prozess gemacht worden. Doch das soll sich ändern.
„Vor etwa einem halben Jahr ist der Untersuchungsrichter in Deutschland gewesen und hat W. vernommen“, sagt Gerd Hoppmann, Leiter des Kriminalkommissariats 11 und Chef der damaligen Mordkommission. Er steht immer noch in regelmäßigem Kontakt zur belgischen Justiz und weiß, dass W. dort ebenfalls wegen des Mordes angeklagt werden soll.
Wann, ist allerdings unklar — das Verfahren zieht sich dort in eine Länge, wie es nach deutschem Recht unmöglich ist. Ohnehin war der Besuch des Untersuchungsrichters nicht von Erfolg gekrönt: W. hat keine Angaben zu den Vorwürfen gemacht.
Die belgische Zeitschrift „Humo“ berichtete jetzt über den Mord an dem Autohändler Steve H. vor nunmehr viereinhalb Jahren und die Ermittlungspannen, die es danach gab. So musste die belgische Polizei zunächst von den Krefelder Kollegen überzeugt werden, dass nicht dessen Sohn der Täter war: Die Schüsse in Rücken und Stirn stammten aus einer Waffe von W. Zudem hatte sich der 49-Jährige zur Tatzeit nachweislich in Schilde aufgehalten. Im Rahmen des Mordprozesses in Krefeld hatte der Vorsitzende Richter Herbert Luczak bereits viele Fakten zu dem Fall in Belgien zusammengetragen und zeigte sich bei der Verurteilung des gelernten Kfz-Meisters sicher: „Er hat auch den Autohändler in Belgien getötet.“ So schrieb er in der Urteilsbegründung.
Das glaubt offensichtlich auch die belgische Justiz. Noch ist W. nicht gefragt worden, ob er sich einem Prozess in Antwerpen stellen wird. Für diesen unwahrscheinlichen Fall könnte das Nachbarland die Auslieferung des Mannes beantragen, der dann dem Prozess in Belgien beiwohnen müsste. Anschließend würde er seine Reststrafe in Deutschland absitzen.
W., der zuletzt auf Mallorca einen Handel für Bootszubehör betrieben hatte, lebte offenbar auch im Ausland nicht straffrei. Das hat die Zeitschrift „Humo“ in ihrem Bericht ebenfalls aufgegriffen.
Der heute 49-Jährige hat nicht nur mehrere Banküberfälle in Wuppertal und Schleswig-Holstein begangen, er kommt auch als Räuber in Spanien in Betracht. Es gibt auf Mallorca sieben Überfälle, die Fahnder W. zuschreiben, fünf auf Teneriffa. Dort war der Mann regelmäßig geschäftlich tätig — und zu den Überfällen auf der Kanaren-Insel kam es stets dann, wenn er sich dort aufhielt. „Zudem ist bekannt, dass es sich um einen deutschsprachigen Täter handelte, und auch die Beschreibung passte jeweils auf W.“, sagt Hoppmann im WZ-Gespräch. Dennoch zeigen die Ermittlungsbehörden in Spanien bisher kein Interesse daran, diese Ansätze weiterzuverfolgen.