Wirtschaft in Krefeld Junger Bestatter setzt Familientradition fort
Krefeld · Markus Deininger (28) hat als Kind im Beerdigungsunternehmen seiner Eltern zwischen den Särgen gespielt. Er wirbt für eine Ausbildung in seinem Beruf.
Wenn Markus Deininger Fremden seinen Beruf verrät, gibt es häufig befremdete Reaktionen. „Wie gruselig“ – solche Ausrufe sind dann zu hören. Doch der 28-Jährige kennt so etwas schon lange: Er stammt aus einer Bestatter-Familie und hat gerade die Meisterprüfung bestanden.
Der junge Mann mit dem modisch-kurz geschnittenen Haar und dem freundlichen Lächeln sieht offenbar nicht unbedingt aus, wie man sich einen Beerdigungsunternehmer vorstellt. „Da hat es erst kürzlich in einem Seniorenheim, in dem ich mit einem 32-jährigen Mitarbeiter einen Verstorbenen abgeholt habe, überraschte Reaktionen gegeben“, berichtet er.
Markus Deininger hat beruflich viel mit dem Tod zu tun, steht aber mit beiden Beinen im Leben: Er ist beim Schützenverein in Bockum in der Französischen Kompanie aktiv, spielt Fußball und hat eine Dauerkarte für die Heimspiele von Schalke 04. „Und meine Verlobte hat auch keine Probleme mit meinem Beruf“, sagt er schmunzelnd.
Berührungsängste mit dem Thema Tod hat Markus Deininger noch nie gekannt: „Ich habe als Kind mit meinen Matchbox-Autos in der Sargausstellung gespielt, während meine Mutter im Beratungsgespräch war“, erinnert sich der Junior des Bestattungshauses Rueben, das in der ehemaligen Kaplanei an der Uerdinger Straße 640 beheimatet ist. Gleichwohl hatte der junge Mann nicht immer vor, in die Fußstapfen seines Vaters Arne und seiner Mutter Anne zu treten: Obwohl er schon früh im Geschäft ausgeholfen hatte, studierte er zunächst, machte ein Auslandssemester in San Diego (Kalifornien) und schloss 2015 die Masterprüfung im Fach Business und Management in Plymouth (Großbritannien) ab.
Dann aber zog Markus Deininger die Arbeit im elterlichen Bestattungshaus einer internationalen Karriere vor. „Ich habe hier meine Freunde, die Familie“, sagt er zur Erklärung. Da er Berufserfahrung hatte, konnte die Ausbildung verkürzt werden. Am 2. Oktober dieses Jahres wurde er schließlich zum Bestattermeister bestellt.
In der Ausbildung lernte er den Beruf in all seinen Facetten: Trauergespräche werden durchgespielt, um auf sämtliche Reaktionen von Angehörigen eines Verstorbenen vorbereitet zu sein. Särge werden ausgeschlagen, Trauerfeiern dekoriert. Und auf dem Lehrfriedhof des Bundesausbildungszentrums der Bestatter in Münnerstadt bei Schweinfurt (Bayern) wurde der junge Krefelder sogar darin geschult, mit dem Bagger Gräber auszuheben.
Wie sein Vater Arne berichtet, habe sich die Bestattungskultur und damit auch der Beruf in den vergangenen Jahren gewandelt: Der Trend zur Feuerbestattung sei ungebrochen. Alternative Beisetzungen – etwa in einem Begräbniswald – werden immer wichtiger. Bei den Särgen seien die Formen schlichter geworden, das gewählt Holz abwechslungsreicher: Die rustikale Eiche gibt es zwar immer noch, doch parallel zur Möbel-Mode wird aktuell zum Beispiel auch Wild-Eiche angeboten. „Alles ist möglich. Es muss nur zum Verstorbenen passen“, betont Markus Deininger. Sogar einen Sarg im Schalker Königsblau habe es schon gegeben.
„Von 16 Leuten im Meisterkurs waren zwölf familiär gebunden“
Seinen Beruf könne er jungen Leuten sehr empfehlen, sagt der 28-Jährige: „Der stirbt nicht aus.“ Er sei krisensicher, spannend und man trage eine große Verantwortung, denn „man lernt dabei Menschen in Ausnahmesituationen kennen“. „Da ist Fingerspitzengefühl notwendig“, ergänzt sein Vater.
Nachwuchs im Bestattungswesen kommt allerdings zumeist aus der Branche selbst: „Von den 16 Leuten aus meinem Meisterkurs waren zwölf familiär gebunden“, berichtet Markus Deininger. Etwa 500 Lehrlinge pro Jahr werden in Münnerstadt ausgebildet. „Das finde ich wenig für ganz Deutschland“, sagt der 28-Jährige.
Später will er das Familienunternehmen seiner Eltern, in dem insgesamt fünf Personen arbeiten, übernehmen. Es wurde 1903 gegründet und wird nun in der fünften Generation geführt.