Betrug mit Internet-Daten vor Gericht

27-jähriger Krefelder kassierte bei säumigen Zahlern.

Krefeld. Gewinnspieldienste gibt es im Internet wie Sand am Meer. Der Kunde wird bei hunderten Spielen im Internet eingetragen, bezahlt dafür eine monatliche Pauschale. Das Problem: Widerruft ein Kunde den Vertrag oder kündigt er, bleiben die Daten zumeist trotzdem gespeichert. Auf solche Daten hatte sich der Krefelder William F. (27) spezialisiert.

Mit seinen zwei Firmen kaufte er in großen Mengen Adressdaten von Kunden, die mit ihren Zahlungen im Verzug waren. Über mehrere Inkassobüros ließ der gelernte Chemielaborant nun die säumigen Zahler anschreiben und verdiente viel Geld. So hatte William F. vor dem Haftrichter die Vorgehensweise erklärt.

Vor dem Krefelder Landgericht sagte der 27-Jährige am Dienstag nichts zu dem Vorwurf des gewerbsmäßigen Betruges, wie ihn die Staatsanwaltschaft erhebt. Denn diese fragt sich genau wie die Polizei: Warum sollten die Gewinnspielfirmen ihre Ansprüche gegen die säumigen Kunden an den Krefelder verkauft haben? Bei den Ermittlungen hatten alle Firmen, von denen die Datensätzen stammten, erklärt, dass William F. von ihnen keineswegs die Forderungen gegen die Kunden übernommen habe. Zusätzlich soll F. die Inkassounternehmen mit nicht existierenden Gewinnspieldiensten getäuscht haben.

Hunderte Beschwerden und Anzeigen gingen ein. Insgesamt entstand ein Schaden von 1,35 Millionen Euro, 760 000 Euro davon sollen an F. geflossen sein. Geprellte Kunden, die sich an die Firma des Angeklagten wandten, schrieben an eine Briefkastenadresse an der Luisenstraße. Dort stapelte sich die Post, weil F. das Büro nur als Adresse für „nervige Kunden“ angegeben hatte. Das Verfahren wird am Freitag fortgesetzt. jre