Biografie: Den Schmerz von der Seele geschrieben
Ralf Schuffels hat dank seines Buches einen Weg aus der Krise gefunden. Die „Dr. Ulrich-Lange-Stiftung“ half ihm dabei.
Krefeld. "Jedes Jahr soll ein weiteres Kapitel entstehen", nennt Ralf Schuffels sein Ziel. Zusammen mit seinem "Assistenten", dem Freizeitpädagogen Jochen Kamps, hat der 48-Jährige jetzt in der Dr. Ulrich-Lange-Stiftung (Dulst) Interessierten sein "Lebensbuch" vorgestellt, eine Autobiografie, die er seinem Assistenten in die Feder diktiert hat. "Ich will abschließen und nur noch in die Zukunft gucken."
Von Geburt an körperbehindert, ist er seit seiner Kindheit auf den Rollstuhl angewiesen. In der Dulst hat er mehr als nur ein neues Zuhause gefunden. "Wenn Jochen Kamps mich nicht aus meiner alten Wohnung rausgeholt hätte, gäbe es mich heute nicht mehr."
Zu der Zeit lebte Ralf Schuffels allein in einem 34 Quadratmeter großen Appartement. Seinen Job hatte er nicht mehr, seine Ehe war zerrüttet, sein Lymphsystem war kurz vor dem Zusammenbruch: "Mein Bein sollte amputiert werden." Nicht funktionierende Aufzüge im Haus und ein Pflegedienst, der die Arbeiten auf das Nötigste reduziert habe, setzten ihm zu.
Die Einsamkeit hätte er am liebsten "runtergeschluckt", Trost suchte er im Alkohol. Als Verwandte ihn besuchten, erkannten sie seine verzweifelte Lage und handelten. Im Januar 2009 erfolgte der Umzug in die Dulst. Dort teilt sich Ralf Schuffels ein "Fünf Sterne-Appartement" mit einem Mitbewohner.
"So viel Selbstständigkeit wie möglich, so viel Unterstützung wie nötig", das Motto des betreuten Wohnens passt optimal zum Wunsch Ralf Schuffels nach einem selbstbestimmten Leben.
In der Einrichtung traf Ralf Schuffels auch Helmut wieder, einen langjährigen Weggefährten seit Kindergartentagen. Helmut zeigte ihm stolz sein Lebensbuch. Schuffels war begeistert: "Das will ich auch!"
Biografiearbeit ist ein therapeutisches Mittel, um Vergangenes zu bewältigen", erklärt Jochen Kamps, der Leiter für das betreute Wohnen der Dulst. Die Kaffeetafel im Aufenthaltsraum ist gedeckt, Kerzen sorgen für eine angenehme Atmosphäre.
Auf einer Leinwand zeigen Fotos Stationen seines Lebens: Ein spitzbübisch lachender Junge im Grundschulalter, seine Beine sind von der Hüfte bis zu den Füßen geschient. Ein junger Wilder im Rollstuhl.
Ganz in Weiß gekleidet ist die Braut im Rollstuhl, daneben Ralf Schuffels, unverkennbar der Bräutigam. Das gleiche Paar Jahre später an einem Tisch, die vielen Flaschen im Vordergrund sprechen eine eigene Sprache.
Ein anderes Bild zeigt Schuffels in einer Werkstatt zusammen mit einem Kollegen. Dann gibt es da noch den Schnappschuss mit Sabine, das so viel Lebenslust und Freude ausstrahlt. "Ich habe wieder einen Platz im Leben gefunden." Rückhalt gegeben habe ihm sein Glaube. Dankbar ist er für die Unterstützung, auch durch Gabi Laumen, Seelsorgerin des Bistums Aachen, die das Lektorat übernommen hat.
Ein Unfall, bei dem er einen Bordstein übersah und aus dem Rollstuhl flog, hat Schuffels schließlich auch klargemacht, was er nicht wahrhaben wollte. Er zog Konsequenzen daraus: "Von einem auf den anderen Tag habe ich aufgehört zu trinken." Mut machen möchte er mit seiner Geschichte. "Rückschau halten, um anschließend zu neuen Ufern aufzubrechen."