Verkehr Blitz-Marathon: Für Kontrollen fehlt Personal
Polizei-Gewerkschaft Krefelds begrüßt die Absage des geplanten Blitz-Marathons und sieht darin ein Signal.
Krefeld. Der Blitz-Marathon ist ein nordrhein-westfälisches Erfolgsprodukt — zumindest nach Ansicht der Polizei. Im Februar 2012 erstmals in NRW durchgeführt, findet die groß angelegte Geschwindigkeitskontrolle seit Oktober 2013 bundesweit statt. Im April diesen Jahres folgte sogar die erste europaweite Blitzaktion, bei der rund drei Millionen Autofahrer in 22 Ländern kontrolliert und 93 000 Raser erwischt wurden.
Anhand dieser Erfolgszahlen wird deutlich, wie schwerwiegend die Gründe für die Absage des zweiten Blitz-Marathons sein müssen, der für den Herbst diesen Jahres geplant war. Dabei ist der Grund ganz simpel: Die Beamten sind schlichtweg zu stark beansprucht, um die 24-Stunden-Blitz-Aktion durchzuführen.
Von Seiten der Krefelder Polizei wiegelt man ob der hohen Belastung ab und sieht die Absage des Marathons durch das Innenministerium auch nicht als solche an. „Es gab keinen konkreten Termin für einen zweiten Blitz—Marathon in 2015 — deshalb kann man auch nicht von einer Absage sprechen“, sagt Krefelds Polizeisprecherin Karin Kretzer auf Nachfrage der WZ.
Wolfgang Lindner, Vorsitzender Gewerkschaft der Polizei Krefeld
Eine Aussage, wie hoch die Belastung der Beamten in Krefeld sei, gab es von der Pressestelle der Polizei nicht.
Dabei soll die Situation sich in Krefeld nicht groß von der in anderen Städten und Kommunen unterscheiden, wie Wolfgang Lindner, der Chef der Gewerkschaft der Polizei in Krefeld erläutert. „Auch in Krefeld hat die Belastung für die Beamten in den vergangenen Jahren zugenommen. Überstunden sind seit Jahr und Tag ein Thema bei der Polizei gewesen“, so Lindner.
Ein Grund für die immer weiter steigende Beanspruchung der Polizei soll laut Lindner schlichtweg die „nicht gerade friedvoller werdende Gesellschaft“ sein. So würden die Themen häusliche Gewalt, Wohnungseinbrüche und Verkehrsdelikte die Personalressourcen der Beamten immer mehr beanspruchen, so Lindner. „Vor allem die zeitliche Beanspruchung durch die Nachbearbeitung hat in der Vergangenheit immer mehr zugenommen“, erklärt Lindner.
Auf der anderen Seite würden die Beamten derzeit noch von überwiegenden Einsätzen aufgrund der Flüchtlingsthematik verschont. „Die viel zitierte Flüchtlingsproblematik trifft uns in Krefeld bislang noch nicht im ganz großen Maße“, sagt Lindner, der die Absage der viel Personal beanspruchenden 24-stündigen Blitz-Aktion begrüßt und dementsprechend auch positiv deutet. „Ich sehe die Absage als politisches Signal an, dass wir derzeit andere Schwerpunkte haben.“
Ein Zeichen der Politik, dass man die Beanspruchung der Beamten nicht noch weiter ausreizen will. Denn personell ist die Polizei auf Kante genäht — auch in Krefeld.