Bockumer Badezentrum: 30 Liter Wasser pro Badegast
Täglich bereiten Mitarbeiter des Bockumer Badezentrums am frühen Morgen vier Stunden lang Becken und Liegewiesen vor. „Unter Tage“ arbeiten kräftige Pumpen.
Krefeld. Vier Stunden dauert täglich die „Putz- und Flickstunde“ im Bockumer Badezentrum, wenn um 6 Uhr morgens die ersten der 20 Mitarbeiter ins Bad kommen. Bis 10 Uhr haben sie nun Zeit, das Freibad samt Liegewiesen für den möglichen Besucheransturm fit zu machen, während nebenbei die Frühschwimmer zwischen 6.30 und 8 Uhr ihre Bahnen in der Halle ziehen. Mülltonnen werden geleert, die Rutschen nach möglichen Schäden überprüft.
Während das Bad frühmorgens langsam erwacht, arbeiten „unter Tage“ Pumpen, Filter und weitere Maschinen nonstop. Das Wasser macht dabei „Meter“, wie Betriebsleiter Ralf Nehring sagt. Besucher bekommen davon jedoch wenig mit, fast die komplette Wasseraufbereitung findet unterirdisch statt. Und die ist hochkompliziert.
Ein Mitarbeiter ist täglich nur damit beschäftigt, sich um die Wasserbeschaffenheit zu kümmern. Besonders im Sommer ist Hochbetrieb angesagt, dann kommen schließlich die Außenbecken hinzu. Sie haben alle einen eigenen Wasserkreislauf.
In jedem dieser Wasserkreisläufe wurden für die laufende Saison 2014 die Strömungswächter erneuert. Diese Sensoren erfassen Strömungsstillstände in den Wasserkreisläufen. Käme es zu einem Stillstand, würden keine Chemikalien mehr in die Beckenwasserkreisläufe eingeleitet. Gefährliche Überdosierungen, insbesondere von Chlor, können verhindert werden.
Theoretisch wäre auch ein Wasserkreislauf für alle Becken zusammen möglich, praktisch sei dies aber nicht sinnvoll, schildert Nehring. „Allein die Erwärmung durch die Sonne ist in dem Mehrzweckbecken mit seinen Maßen von 40 mal 40 Metern und einer Tiefe zwischen 75 Zentimetern und 1,40 Meter eine ganz andere als im Schwimmerbecken, das 50 Meter lang, 21 Meter breit und bis zu 2,60 Meter tief ist.“ In dem Mehrzweckbecken sind 1,6 Millionen Liter Wasser, das Schwimmerbecken fasst 2,6 Millionen. Diese 4,2 Millionen Liter Wasser wollen bewegt werden. Über Düsen im Boden gelangt das Wasser ins Becken und verdrängt überschüssiges Wasser sog- und drucklos in die Überlaufrinne. „Diese Vertikaldurchströmung ist neuester Stand der DIN-Normen“, freut sich Nehring.
Nach dem Filtern werden dem Wasser Chlorungsmittel beigegeben, auch der ph- und Redox-Wert sowie die Karbonathärte müssen stimmen. Digitale Messzellen überprüfen die Werte regelmäßig. Das Chloren geschieht als einziger Vorgang oberirdisch.
Hinter zwei verschlossenen Türen stehen acht 65 Kilogramm schwere Chlorgasflaschen für das Schwimmer- und Mehrzweckbecken im Freibad, vier weitere sind für die Hallenbecken und das Planschbecken. Vakuumpumpen regeln das geschlossene System. „Wir führen tägliche Kontrolllisten und tragen spezielle Schutzkleidung und -masken, wenn wir mit den Chemikalien arbeiten. Ein riesiger Aufwand, aber der muss nun einmal sein“, sagt Nehring.
Durch den Einbau einer komplizierten Betriebswasser-Aufbereitungsanlage spart die Stadt immens viel Geld bei Wasser- und Kanalgebühren. Schließlich rechnet man normalerweise mit mindestens 30 Litern Frischwasser pro Gast und Stunde, die benötigt werden, um eine regelmäßig gute Wasserqualität zu erhalten. Da kommt eine riesige Menge zusammen, wenn, wie im vergangenen Jahr geschehen, an einem Tag im Juli 8000 Menschen ins Bad kommen.
Die Becken im Freibad konstant auf 24 Grad zu halten, kostet pro Nacht 800 Euro pro Becken. Es ist daher ein einfaches Rechenspiel, ob sich die Öffnung des Freibads lohnt oder nicht. „Wir müssen natürlich auch an unsere Haushaltssituation denken. Daher haben wir die Wetterlage über mehrere Wetterstationen ständig im Blick und können so kurzfristig reagieren“, sagt der städtische Fachbereichsleiter Detlef Flick.