Krefeld Boosen warnt vor Überbelastung in der Verwaltung

Im Gespräch: Der neue Personalratsvorsitzende Heribert Boosen hält eine Strukturreform für überfällig — aber innerhalb der Verwaltung. „Über Jahre ist nichts passiert", sagt Boosen.

ist neuer Vorsitzender des Personalrats der Stadt Krefeld und damit Interessenwahrer der rund 3500 Verwaltungsmitarbeiter.

Foto: Reimann, Friedhelm (rei)

Krefeld. Die Stadtverwaltung soll umstrukturiert, Aufgaben und Bereiche zusammengelegt werden — und das unter Hochdruck. Das Konzept soll ab Januar 2017 umgesetzt werden. „Sehr ehrgeizig“, findet Heribert Boosen diesen Zeitplan, den SPD, CDU und Grüne in der Ratssitzung im Mai vorgegeben haben.

Boosen ist neuer Vorsitzender des Personalrats der Stadt Krefeld und damit Interessenwahrer der rund 3500 Verwaltungsmitarbeiter. Das wird keine leichte Aufgabe in den kommenden vier Jahren. „Zuletzt haben wir verhindert, dass das Gebäudemanagement ausgegliedert wird, jetzt beginnt alles wieder von vorne.“

Die Strukturanalyse mit externen Beratern laufe auf Hochtouren. Eine erste Informationsveranstaltung und Abstimmungsgespräche mit dem Personalrat habe es bereits gegeben, sagt Boosen. Die Fachbereiche Sport und Bäder, Tiefbau, Grünflächen sowie Gebäudemanagement stehen auf der Liste. „Es geht beispielsweise um Fuhrparks und Betriebshöfe“, erläutert Boosen. „Jeder Bereich hat seine eigenen Plätze und Maschinen.“ Ein ebenso beliebtes Beispiel für den Vorteil einer Neuorganisation: Für das so genannte Straßenbegleitgrün ist der Bereich Tiefbau, für Mittelstreifen und Rasenpflege der Grünflächenbereich zuständig.

Aber es geht eben nicht nur um Abläufe, sondern auch um Menschen. Boosen: „Über Jahre ist nichts passiert innerhalb der Verwaltung, nur deshalb ist jetzt der Ratsbeschluss zustande gekommen.“ Grundsätzlich sehe der Personalrat eine Strukturreform positiv, „aber die lässt sich auch innerhalb der Verwaltung umsetzen“, betont Boosen. Die Ausgliederung und Bildung einer Anstalt öffentlichen Rechts — und damit erhebliche Veränderungen für die Verträge der Mitarbeiter — sei dafür nicht notwendig. Personaleinsparungen seien damit auch nicht verbunden, sagt Boosen.

Anfang September soll die Projektgruppe „Wirtschaftsbetriebe“ gegründet werden, in der Verwaltung, Personalrat und externe Berater zusammensitzen. Alles findet unter Regie der Stadtdirektorin Beate Zielke statt, Fachbereichsleiter Helmut Döpcke, der gerade erst den Bereich Stadtentwässerung umstrukturiert hat, ist auch hier Projektleiter. In der Dezembersitzung soll der Rat bereits entscheiden. „Diese Zeitschiene halten wir bei aller Wichtigkeit des Themas für sehr sportlich“, sagt Boosen.

Es ist nicht die einzige Baustelle, die der Personalrat hat. Bis im Jahr 2020/2022 scheiden rund 1000 Mitarbeiter aus der Stadtverwaltung aus. „Es wird einen riesigen Bedarf an Fachkräften geben.“ In den vergangenen Jahren hätten viele Fachleute die Verwaltung verlassen — Richtung Bezirksregierung oder in Kreise.

Die Konkurrenz der Arbeitgeber sei schon jetzt groß. „Wir müssen die Ausbildungskapazität deutlich erhöhen“, sagt Heribert Boosen. „Ob man die ausgebildeten Kräfte nachher halten kann, muss man dann sehen. Es gibt Arbeitsbereiche, die wir mittlerweile immer extern ausschreiben.“ Eine hohe Arbeitsüberlastung gebe es nicht nur im Ausländer- und Sozialbereich.

Und die Situation werde nicht besser: „Die große Arbeit kommt da noch, wenn die Asylverfahren beginnen.“ Viele Fachleute gingen — obwohl trotz des Haushaltssicherungskonzepts und der Wiederbesetzungssperre auch in Krefeld immer wieder Lösungen gefunden würden. „Die Verantwortlichen sehen die Not.“ Angesichts der Arbeitsbelastung seiner Kollegen stellt Boosen die Frage, vor der Politiker immer zurückschreckten. „Wenn man das Personal nicht hat, muss man Leistungen reduzieren.“ Dass das Mut erfordere, sei klar.

„Der Bürger nimmt das Problem erst wahr, wenn er selbst betroffen ist.“ „Außerordentlich positiv“ für die Verwaltung und die Beschäftigten findet Heribert Boosen, dass das Ausländeramt umgebaut werden soll. Das Gebäude am Bahnhof sei „völlig ungeeignet. Wir brauchen ein Haus, in dem alle Fachleute rund um Ausländerangelegenheiten, Soziales, Jugend und Schule zusammen untergebracht sind.“

Auch die Diskussion um das Stadthaus verfolgt der Personalrat aufmerksam, vor allem die Gestaltung der Büroräume. „Open space“, also die offene Gestaltung der Arbeitsbereiche, sehe er „sehr skeptisch. Das funktioniert nur, wenn die Arbeitsabläufe komplett umstrukturiert werden.“ Die Unruhe und Unsicherheit mache sich bei den Kollegen natürlich bemerkbar, sagt Boosen, aber: „Es gibt ganz viele Mitarbeiter, die trotz erheblicher Arbeitsbelastung hochmotiviert arbei