Bürgergesellschaft schafft Zukunft

Die WZ-Ausstellung Krefeld hautnah war in der Volkshochschule einen Monat zu sehen. Die Leiterin blickt im Interview zurück und lobt bürgerschaftliches Engagement als Besonderheit.

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Krefeld. Krefeld hautnah, die multimediale Ausstellung der WZ und der Volkshochschule (VHS) war einen Monat lang zu sehen — der WZ-Film und Gespräche zwischen Jung und Alt liefen auf Bildschirmen. Im Interview zieht VHS-Leiterin Inge Röhnelt Bilanz.

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Frau Röhnelt, wie ist die Ausstellung gelaufen? Sind Sie zufrieden?

Inge Röhnelt: Die Resonanz bei der Eröffnung war sehr gut. Die Ausstellung zeigt einen guten Überblick über die Themen in den neun Stadtbezirken. Die Menschen vor Ort kommen zu Wort. Die Krefelder erfahren mehr über das Leben in den Stadtteilen, auch über die, in denen sie nicht selbst wohnen. Ich finde, bei der Eröffnung kam eine Krefelder Besonderheit zum Tragen — das Engagement der Bürgervereine und der Bürgerinnen und Bürgern. Das ist nicht selbstverständlich: die Zusammenarbeit vor Ort und mit der Politik in den Bezirksvertretungen. Krefeld hat diese Struktur und kann darauf stolz sein.

Und wie war die Resonanz?

Röhnelt: Die Besucherresonanz war sehr positiv. Wir wissen nicht, wie viele Menschen sich die Ausstellung genau angesehen haben, da wir darüber nicht Buch geführt haben. Aber die Menschen, die hier in der VHS waren, schauten sich die Videobeiträge an und hörten über Kopfhörer die Interviews und Generationengespräche. Viele haben sich die Texte sehr aufmerksam durchgelesen. Die, die da waren, haben sich lange damit beschäftigt.

Nun ist das nicht alltäglich, dass eine Tageszeitung zusammen mit der VHS eine Ausstellung erarbeitet. Wie war das für Sie?

Röhnelt: Die Zusammenarbeit ist sehr gut gelaufen — zwischen uns als VHS, der Westdeutschen Zeitung und dem Videoproduzenten Reimund Meincke. Es war pragmatisch und effizient. VHS und WZ verfolgen ein gemeinsames Ziel. Wir sind als kommunale Einrichtung Sprachrohr für die Bürger. Wir sind neutral, bieten eine Kommunikationsplattform für die Beteiligung der Krefelder am Stadtentwicklungsprozess.

Was ist aus der Ausstellung erwachsen?

Röhnelt: Wir sind sensibilisiert für die Stadtbezirke und möchten vor Ort Bildungsangebote machen. Wir planen für das zweite Semester Angebote in den Stadtteilen — Sprachkurse, Kulturangebote, zu Gesundheitsthemen oder auch zur Stadtentwicklung. Zum Beispiel in den größeren Bezirken, die zum Teil weiter weg liegen, wie zum Beispiel Hüls, Fischeln oder Uerdingen. Aber das ist noch alles in der Planung, ich kann da noch nichts versprechen.

Was wünschen Sie sich, was könnte noch von der Ausstellung bleiben?

Röhnelt: Dass der Dialog mit Bürgervereinen zur Krefelder Stadtentwicklung fortgesetzt wird. Ich halte die Zusammenarbeit von Medien und Bildungseinrichtungen für sehr hilfreich. Die Städte werden sich durch die Digitalisierung stark verändern. Wir brauchen Orte, die Raum für Begegnungen anbieten. Von Jung und Alt, für Familien und auch für Alleinstehende, nur so funktioniert eine lebendige Stadtgesellschaft. Das gilt auch für die Stadtteile. Dort braucht es Orte der Begegnung, der Kommunikation, des Wohlfühlens und der Identifikation mit der Heimatstadt.

Bei der Eröffnung der WZ-Ausstellung hat Manfred Grünwald, der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Krefelder Bürgervereine gesagt, das Nörgeln gehöre zur Krefelder Identität. Was halten Sie davon?

Röhnelt: Wenn es so ist, wie Herr Grünwald meint, dass es zur Identität des Krefelders gehört zu nörgeln, dann wünsche ich mir, als überzeugte Zugezogene, dass jeder kritische Beitrag versehen wird, mit einem Lösungsvorschlag, wie es besser werden kann. Wenn sich die Bürgergesellschaft auch einbringt, dann zeigt sich ihre Zukunftsfähigkeit.

Was bleibt von der Ausstellung ganz unmittelbar?

Röhnelt: Ich wäre offen dafür, wenn wir die Ausstellung weiter zeigen könnten, am besten in den Stadtteilen — als Wanderausstellung zum Beispiel. Dazu müssen wir noch Gespräche führen, Partner und auch die passenden Räume finden.