Volkshochschule platzt aus allen Nähten
Volle Sprachkurse, zu wenig Räume. Leiterin Inge Röhnelt macht sich Gedanken, wo der Unterricht künftig abgehalten werden soll.
Krefeld. Die Volkshochschule (VHS) braucht nach der Flüchtlingswelle für die drastisch gestiegene Zahl an Sprachkursen viel Platz. 24 der bestehenden 40 Lehrgänge mussten deshalb an verschiedene Stellen im gesamten Stadtgebiet ausgelagert werden. Diese Räume sind zwar momentan gesichert. Aber die Frage lautet: Wie lange noch? Sorgen bereitet den VHS-Verantwortlichen deshalb die Zeit ab Sommer. Ausweichmöglichkeiten müssen beschafft werden, falls der bestehende Platz nicht mehr zur Verfügung steht. „Kurse finden beispielsweise in einem Seitentrakt der Prinz-Ferdinand-Schule statt oder bei der Deutschen Angestellten Akademie (DAA), die Kapazitäten frei hatte“, berichtet VHS-Direktorin Inge Röhnelt.
Doch das seien temporäre Lösungen. „Die Schule wird wohl bald anderweitig genutzt, die DAA braucht ihre Räume sicherlich auch wieder.“ Sie könnte sich vorstellen, im Seidenweberhaus den Bereich zu belegen, in dem noch das Studieninstitut Niederrhein (SINN) untergebracht ist. „Es wird in das benachbarte Forum der Sparkasse umziehen. Bis zur Entscheidung über die Zukunft des Seidenweberhauses könnten wir die Räume gut nutzen, die auch den Anforderungen des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) genügen“, lautet der Vorschlag der VHS-Chefin. „Gespräche laufen.“ Das wäre auch gut für die bestehende enge Zusammenarbeit mit der Mediothek in der Flüchtlingsarbeit, findet sie. „Wir haben ein starkes Interesse daran, dass die Menschen, die zu uns kommen, Anschluss an die Gesellschaft finden“, erklärt Röhnelt. „Sie müssen auf eigenen Füßen stehen können. Die deutsche Sprache und Arbeit sind Voraussetzung.“
Viele wollten jedoch sofort arbeiten, empfänden die Kurse als Zeitverschwendung. Die Mitarbeiter der VHS als größtem Anbieter von Alphabetisierungs- und Sprachkursen in Krefeld leisteten neben der reinen Sprachvermittlung viel Überzeugungs- und Integrationsarbeit. Wie viele Menschen beschult werden müssen, zeigen folgende Zahlen: „Vor der Flüchtlingswelle haben wir 15 Sprachkurse für Menschen angeboten, die beispielsweise aus der Türkei kamen, um hier Arbeit zu finden“, sagt Röhnelt. „Jetzt sind es 40 mit jeweils 20 bis 25 Teilnehmern und insgesamt 900 bis 1200 Unterrichtstagen.“
Die Alphabetisierungskurse sind darin eingeschlossen. Sie könnten jeweils nur maximal 15 Menschen besuchen, sagt sie weiter. Diese müssten zuerst einen einheitlichen Sprachstand besitzen. 40 Lehrer stehen dafür parat, die alle die geforderte Qualifizierung besitzen müssen. Darauf achte das BAMF, das die Integrationskurse komplett finanziere. Röhnelt: „Das ist gut für alle, auch für die Kommune.“
Was den Erfolg der Sprachkurse angeht: „Bislang konnte nur etwa die Hälfte der Teilnehmenden in Krefeld wie auch bundesweit das Ziel ,Sprachniveau B1‘ erreichen. Da wir viele Alphabetisierungskurse hatten, ist das für uns aber sehr erfolgreich“, sagt Michael Schreiber, stellvertretender VHS-Direktor und Bereichsleiter Beruf, Integrationskurse und berufliche Integration. „Für die Vermittlung auf dem Arbeitsmarkt ist mindestens das ,Niveau B2‘ erforderlich.“ Für die meisten Teilnehmer seien deshalb weitere Fördermaßnahmen nötig. „Wir haben noch einen längeren Prozess vor uns, bevor es zu einer Integration in den Arbeitsmarkt kommt“, ergänzt Röhnelt. Das BAMF habe deshalb in diesem Jahr neue Sprachförderangebote aufgelegt.
Ab sofort fördere das Ministerium auch Kurse mit einem höherwertigen Sprachniveau, Wiederholungskurse und fachspezifische Deutschkurse. „2018 ist das Jahr der Nachholer.“ Gemeinsam mit weiteren Arbeitsmarktakteuren wie dem Jobcenter hat es sich die VHS zur Aufgabe gemacht, die Arbeits- und Ausbildungsvermittlung von Neuzugewanderten zu unterstützen.
Schreiber: „Wichtig ist dabei die Ermittlung der Bedarfe am Krefelder Arbeitsmarkt, um passgenaue Qualifizierungen anbieten zu können. Wir werden deshalb jetzt als erstes vier Aufbausprachformate in die Ausbildungsberufe Gesundheit, Gewerbe, Technik und Pflege anbieten - wo es Fachkräftemangel gibt -, die auf eine Integration in diese Ausbildungsberufe vorbereiten sollen.“