Krefelder bauen das neue Kreisarchiv

Für das Architektenbüro DGM ist das Projekt ein Meilenstein. 8,9 Millionen Euro kostet der Großbau. Der Einzug ist für 2021 vorgesehen.

Krefeld. Die Größenordnung ist das Krefelder Architektenbüro DGM gewohnt, doch in Sachen Nutzung ist das Projekt eine Premiere. „Ein Archiv zu bauen, das die Geschichte des Kreises Viersen aufbewahrt, ist eine sehr spannende Aufgabe“, sagt DGM-Mitarbeiter Martin Schüten. „Es ist ein Projekt mit großem Potenzial“, ergänzt ihn Wolfgang Melchert. Der Krefelder gehört zu den Gründungspartnern des namhaften Architekturbüros an der Bismarckstraße.

Krefelder bauen das neue Kreisarchiv
Foto: D. Jochmann

Beispiele für bereits umgesetzte Großprojekte sind das Quartier „Seniorenheim Cornelius-De-Greiff-Stift“, das Pflegeheim Quartelkämpchen in Linn und die Grundschule Schicksbaum. Auch für das Service-Center des Edelstahlspezialisten Outokumpu zeichnet das Büro verantwortlich. Im Jahr 2013 hatten die Architekten die Projektsteuerung bei der Umsetzung eines 1:1-Modells nach Plänen des legendären Mies van der Rohe auf dem Egelsberg: Ein Jahr lang stand dort das „Clubhaus“ für den Golfclub, entworfen vor mehr als 80 Jahren von der Architekten-Ikone.

Und nun hat DGM den Auftrag für eines der wichtigsten öffentlichen Bauvorhaben in der Region erhalten: das neue Kreisarchiv in Viersen-Dülken. Bislang ist das Archiv in der Kempener Burg untergebracht. Nach dem Umzug wollen alle kreisangehörigen Städte und Gemeinden — mit Ausnahme Willichs — die neue Einrichtung mit nutzen.

Gebaut wird diese am Rand des Gewerbegebiets Ransberg direkt am Ortseingang des Viersener Stadtteils. Die geschätzten Baukosten liegen bei 8,9 Millionen Euro. Spätestens Anfang des kommenden Jahres soll der erste Spatenstich erfolgen, der Einzug ist für 2021 vorgesehen.

Die Ansprüche an die Entwürfe waren nach Angabe des Bauherren hoch. Landrat Andreas Coenen will das Kreisarchiv nach den Grundsätzen der „zirkulären Wertschöpfung“ bauen lassen. Damit ist unter anderem gemeint, dass sich die Schöpfer des Gebäudes bereits Gedanken über den Rückbau machen mussten, ehe überhaupt der erste Spatenstich erfolgt ist. Denn: Die eingesetzten Materialien müssen sich Jahrzehnte später leicht wiederverwerten lassen. Dafür sollen die verwendeten Hölzer und Metalle möglichst unbehandelt bleiben.

Die Herausforderung für die Architekten lag darin, drei unterschiedliche Aufgabenbereiche unter einem Dach zu integrieren: die Bearbeitung der Archivalien, deren Nutzung und deren fachgerechte Magazinierung bei sehr eng ausgelegten Anforderungen an das Raumklima. Die Lösung von DGM „vereint die Anforderungen in einem Gebäude, aber nicht unter einem Dach“, so der Kreis.

In einem dreigeschossigen, fensterlosen Kubus aus wiederverwerteten alten Ziegelsteinen ist das klimatisierte Magazin angeordnet. Es soll mit seiner monolithischen Fassade an einen „Berfes“ erinnern, einen Schutzturm, den es früher auf niederrheinischen Gutshöfen gab. Die Arbeits- und Besucherbereiche umschließen in den Plänen das Magazin. „Im Gegensatz zum Magazin ist dieser Gebäudeteil sehr leicht gestaltet — mit Holzkonstruktion und viel Glas. Fensterflächen im Dach sind so angeordnet, dass die Luft sich durch die natürliche Strömung austauscht“, so die Beschreibung. Ein begrüntes Dach halte im Sommer die Hitze ab, im Winter die Kälte. Überstehende Dachkanten sorgten für natürlichen Schatten auf den Fenstern.

Dass das Krefelder Büro den Auftrag bekam, hatte nicht ausschließlich mit Kreativität und Können zu tun. Auch der Faktor Glück spielte eine Rolle. „Wir wurden aus einem Kreis von Dutzenden Bewerbern ausgelost“, erklärt Martin Schüten. Daraus ergab sich dann eine Runde von rund 20 Büros, deren Entwürfe — anonymisiert — in der Endausscheidung bewertet wurden. Für den Kreis Viersen war es daher eine Überraschung, dass der Sieger aus der unmittelbaren Nachbarschaft kommt.

Für DGM ist das Projekt ein Meilenstein. Man hat bereits personell aufgestockt. Zehn Fachleute unterschiedlicher Profession sind derzeit in dem Büro tätig. Gegründet wurde es 1975, der Name ergibt sich aus den Anfangsbuchstaben der Gründer: Heinrich Dülks, Franz-Josef Gleen und Wolfgang Melchert. Dülks starb Ende der 80er-Jahre mit gerade einmal 39 Jahren. Gleen ist vor einigen Jahren ausgeschieden. Melchert (70) hat schon vor einiger Zeit den Generationenwechsel eingeleitet. Mit Veit Stolberg (bereits Partner) und Bernd Volkenannt (künftiger Partner) tragen junge Architekten Verantwortung für das neue Kreisarchiv.