Politik Bundestagskandidatur: Das sind die vier SPD-Aspiranten

Krefelds Genossen entscheiden sich am Tag danach für die Neukirchen-Vluynerin Elke Buttkereit, ohne die weiteren Runden abzuwarten. Das ist keine Überraschung, aus SPD-Kreisen ist zu erfahren, dass diese Entscheidung im Grunde vorher gefallen war.

Krefeld. Flexibel sind sie ja bei der SPD. Nachvollziehbar empfindet man offenbar die WZ-Kritik an dem Plan, die Öffentlichkeit bei der Vorstellung der vier Aspiranten auf die Bundestagskandidatur im Krefelder Norden draußen zu lassen. So wird die WZ kurzfristig doch noch hinzugebeten ins Josef-Hellenbrock-Haus am Südring — und erlebt eine engagierte Runde mit mutigem Konzept. Sabine Groß, Silvia Rosendahl und Atilla Cikoglu aus Moers sowie die Neukirchen-Vluynerin Elke Buttkereit erklären sich in einem Mix aus freiem Vortrag, Frage-Antwort-Spiel und Satzergänzungen, souverän moderiert von Jung-Genosse Thomas Luppa.

Soviel vorweg: Krefelds Genossen entscheiden sich am Tag danach für die Neukirchen-Vluynerin Elke Buttkereit, ohne die weiteren Runden abzuwarten. Das ist keine Überraschung, aus SPD-Kreisen ist zu erfahren, dass diese Entscheidung im Grunde vorher gefallen war. Bemerkenswert, weil sich niemand der drei gleichwertigen Aspiranten Silvia Rosendahl, Elke Buttkereit oder Atilla Cikoglu besonders hervorgetan hätte.

Cikoglu landet den ersten Sympathiepunkt, als er launig erklärt, was familiäre Internationalität bedeutet. Sein Vater ist Türke, die Mutter Deutsche, er hat einen dunkelhäutigen Onkel aus Guadeloupe, eine Tante aus Kroatien und eine weitere mit tschechischem Migrationshintergrund. Nach der Realschule geht der Spross einer Bergarbeiterfamilie zur Bezirksregierung in Arnsberg, ist heute Personalsachbearbeiter bei der Dortmunder Polizei. Er sagt, er lebe sein Engagement als Jugend- und Sozialpolitiker, der er in Moers in unterschiedlichen Funktionen seit seiner Jugend ist, auch privat. „Ich engagiere mich außerhalb der Politik in mehreren sozialen Vereinen wie Klartext für Kinder, der Lebenshilfe und bin in der Multiple-Sklerose-Gesellschaft aktiv.“

Silvia Rosendahl (54) entstammt ebenfalls einer Bergmannsfamilie, die Mutter war Hausfrau und habe ihr eingebläut: „Du machst Abitur.“ Heute hat Rosendahl einen Magister in Geschichte, ist seit 1997 in der Düsseldorfer Staatskanzlei beschäftigt, war davon 14 Jahre im Personalrat und leitet heute das Referat Presse. „Das Doofe ist, dass wir um 5 Uhr anfangen. Aber wie man sieht, ich lebe noch.“ Seit 25 Jahren ist die Mutter eines Sohnes verheiratet, engagiert sich privat in der Flüchtlingshilfe. Eine ihrer Stärken sieht Silvia Rosendahl, die sich eher dem linken Lager zurechnet, in ihrer Glaubwürdigkeit.

Elke Buttkereit (49) ist ebenfalls seit 25 Jahren verheiratet und Mutter eines Sohnes. „Ich stehe mit beiden Beinen im Leben, habe auch als Mutter immer gearbeitet. Ich bin ein Arbeiterkind.“ Nach dem Abitur machte Buttkereit eine Ausbildung zur Industriekauffrau, war lange im Betriebsrat, bekleidet heute in einem mittelständischen Unternehmen eine Leitungsposition. In ihrer Freizeit nimmt die Politik großen Raum ein, seit 2013 ist sie Fraktionsvorsitzende in Neukirchen-Vluyn. Außerdem ist das Ehepaar Buttkereit bei den Klompenfreunden und im Karneval aktiv. „Brauchtumspflege ist mir ganz wichtig.“

Sabine Groß ist 52, Mutter von zwei Kindern und hat eine kaufmännische Ausbildung absolviert. Seit 2013 arbeitet die Moerserin im Jugendzentrum Bollwerk 107. Groß ist bei der Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen aktiv, sieht eine große Gefahr im Aufkommen der AFD. Sie bleibt mit Informationen eher sparsam.

Als Nachfolger von Ehrmann würde Cikoglu Kümmerer sein wollen. „Ich verstehe meine Kandidatur als Angebot an die SPD, nicht als interner Wettbewerber. Und als Lobbyist für Schwache und Benachteiligte.“ Silvia Rosendahl sieht sich als Teamplayerin, „links, aber pragmatisch“, und stellt das Thema soziale Gerechtigkeit vorn an. Elke Buttkereit betont mehrfach, dass sie Politik „als Frau“ machen wolle, was das bedeutet, bleibt offen. Auch sie würde sich für soziale Gerechtigkeit und bessere Kommunalfinanzen einsetzen.

Das Veranstaltungskonzept der SPD an diesem Abend ist mutig, weil es den Kandidaten wenig Raum und oftmals nur die Möglichkeit von geschlossenen Antworten lässt. Es soll Langeweile verhindern, Spritzigkeit fördern. Das gelingt nur bedingt, in dem zu engen Korsett wiederholen sich Fragen und Antworten zwangsläufig, es lähmt mitunter.

Gut, dass Luppa nach einer guten Stunde zum freien Kennenlernen in den Innenhof bittet. Die nächsten Gelegenheiten, die Bewerber kennenzulernen, ergeben sich am heutigen Freitagabend, 18 Uhr, in Neukirchen-Vluyn und in der Woche drauf, Freitag, 9. September, um 18 Uhr in Moers.