Chempark Uerdingen Was der Chemiepark fürs Image tut

Krefeld · Zum zweiten Mal hat die Currenta GmbH einen Akteptanzbericht vorgelegt. Sie sieht sich auf dem richtigen Weg.

Der Chemiepark in Uerdingen bedeckt eine Fläche von 260 Hektar. Hier arbeiten mehr als 7700 Menschen.

Foto: Chempark/Andreas M. Bischof

Kann der „Chempark“ in Uerdingen ein guter Nachbar sein? Vor dem Hintergrund der Diskussionen über das Wohnprojekt Rheinblick hat der jetzt vorgestellte Akzeptanzbericht von Currenta als Betreiber des Chemieparks eine besondere Aktualität gewonnen.

Zum zweiten Mal nach 2015 stellte das Unternehmen das Ergebnis der Arbeit des Meinungsforschungsinstitus Forsa vor. Dessen Aufgabe war es zu klären, wie die Nachbarschaft die Chemieparks in Uerdingen, Leverkusen und Dormagen  und ihre Informationspolitik wahrnimmt. Und an welchen Faktoren Bürger sowie politische und gesellschaftliche Vertreter  ihre Akzeptanz festmachen.

„Wir wollen gewollt werden – das ist unser Ziel.  Deshalb haben wir zum zweiten Mal gefragt, ob wir genug und vor allem das Richtige tun, um uns Akzeptanz zu verdienen“, erklärte Currenta-Geschäftsführer Dr. Günter Hilken. Dass man andererseits nicht immer einer Meinung mit dem Unternehmen sein könne, hob Dormagens Bürgermeister Erik Lierenfeld bei der Vorstellung des Berichts stellvertretend für seine Amtskollegen in Krefeld und Leverkusen hervor.

Konkurrenzfragen von Stadtentwicklung und Industrie

Krefelds Oberbürgermeister Frank Meyer, ein gebürtiger Uerdinger, meldete sich schriftlich zu Wort: „Der Chempark ist für Krefeld aus zwei Gründen von außerordentlicher Bedeutung. Zum einen ist er in Summe einer der größten Arbeitgeber in Krefeld. Zum anderen ist es für Krefeld als Standort unglaublich wichtig, dass dort viele Unternehmen mit hohem Innovationspotenzial und weltweit gehandelten Produkten unter einem Dach angesiedelt sind.“

Meyer sieht vielfältige Ansprüche an das Werk am Rhein: „In der Öffentlichkeit sind die Bedeutung für die Wirtschaft und die Arbeitsplätze  unbestritten. Aber es gibt natürlich auch Konfliktthemen, die mit einer solchen Industrieanlage verbunden sind. Das sind zum Beispiel Konkurrenzfragen von Stadtentwicklung und industrieller Nutzung.“

Für die Zukunft kann sich der Oberbürgermeister ein noch intensiveres Engagement vorstellen: „Was ich mir wünsche ist, dass der Chempark Uerdingen sich weiterentwickelt – aber das geschieht derzeit. Wachstum und Dynamik kommen den Unternehmen und der Stadt zugute. Und ich wünsche mir genauso, dass es ein Verständnis für die Belange Krefelds gibt, wie es umgekehrt eines für die Industriebedarfe gibt“, sagte Frank Meyer.

Der Uerdinger Chemiepark-Leiter Lars Friedrich hatte jüngst betont, dass er für das Projekt Rheinblick keine planungsrechtlich sichere Lösung in Sicht sieht. „Wir haben unsere Kritikpunkte eingebracht, jedoch keine offizielle Bestätigung der Stadt bekommen, dass diese alle berücksichtigt werden“, sagte er dazu im Gespräch mit unserer Redaktion. Mit Blick auf angemessene Abstände zwischen dem Wohnprojekt und dem Chemiepark gebe es noch Handlungsbedarf.

Zurück zum Akzeptanzbericht. Die erste Befragung vor vier Jahren sei der Impuls für einige Änderungen in der Informationspolitik gewesen, erklärte Günter Hilken. Zum Beispiel gebe es jetzt das Nachbarschaftsmagazin Chempunkt, das viermal im Jahr in einer Auflage von 250 000 Stück an die Haushalte verteilt wird und transparent mache, was hinter dem Werkszaun passiert. Die Meinungsforscher haben aber auch herausgefunden: Lokale Medien wie die WZ sind für die Bürger die wichtigste Informationsquelle.

Insgesamt sind
1065 Menschen befragt worden

In elf Interviews und sechs Gesprächsrunden an den Standorten war ermittelt worden, was von dem Chemiepark-Betreiber als Nachbar beziehungsweise als Industrieunternehmen erwartet wird. Im zweiten Schritt wurden 825 Bürgerinnen und Bürger sowie 240 Vertreter aus Politik, Behörden, Wirtschaft („Stakeholder“) repräsentativ befragt.

Gegenüber 2015 hat sich die Prioritätenliste der Nachbarschaft in Uerdingen verdichtet: Gute Leistungen in den Bereichen Umwelt (82 Prozent, 2015: 78 Prozent), Sicherheit (81 Prozent, 2015: 75 Prozent) und Transparenz (53 Prozent, 2015: 54 Prozent) sind für sie am wichtigesten. Weniger wichtig ist hier die Rolle der Chemiepark-Unternehmen als Arbeitgeber (44 Prozent, 2015: 56 Prozent) und Ausbilder (43 Prozent, 2015: 58 Prozent) geworden.

Bei Vertretern aus Politik und Gesellschaft liegen die Top-Nennungen, wenn es um Akzeptanz geht, etwas enger beieinander: Sicherheit (83 Prozent, 2015: 89 Prozent), Umwelt (74 Prozent, 2015: 74 Prozent), Transparenz (73 Prozent, 2015: 67 Prozent), Ausbildung (58 Prozent, 2015: 61 Prozent) und Arbeitsplätze (55 Prozent, 2015: 57 Prozent).

Überrascht hat Currenta ein anderes Ergebnis: Obwohl man das Umweltmanagement in den letzten Jahren verstärkt zum Thema gemacht habe, seien die Befragten skeptisch geblieben. Zwar stimmt jeweils eine Mehrheit (Nachbarschaft: 62 Prozent /Stakeholder: 72 Prozent) der Aussage eher zu, dass der Chemiepark verantwortungsbewusst mit der Umwelt umgehe. Allerdings sind es weniger als 2015 (Nachbarschaft: 74 Prozent/Stakeholder: 78 Prozent). Hier sieht Currenta eine Aufgabe für die Zukunft.

Kann der Chemiepark ein guter Nachbar sein? Für die Uerdingerin Klara Geiß, die zu den befragten Bürgern gehört, kann daran kein Zweifel bestehen: „Ich habe nie was Schlimmes gehört.“ Der Azubi Phillip Krause sieht nur an einer Stelle die Akzeptanz nicht gegeben: Für die meisten Uerdinger sei der „Chempark“ immer noch Bayer.