Compo-Brand: Disput um Gefährdung
Die Behörden bleiben dabei: Es wurde keine Radioaktivität freigesetzt. Umweltschutzverein greift Unternehmen an.
Krefeld. Erneut standen im jüngsten Umweltausschuss die Auswirkungen des Großbrandes der Düngemittelfabrik Compo Ende September im Krefelder Hafen im Blickpunkt. Als Vertreter des Regierungspräsidenten versicherte der Leiter des Dezernats Immissionsschutz, Axel Wolters, dass „keine nachhaltige Gefährdung für Menschen und Umwelt festzustellen“ sei.
Ulrich Grubert vom Niederrheinischen Umweltschutzverein (NUV) hielt jedoch seine schweren Vorwürfe gegen Compo und die Aufsichtsbehörden aufrecht. Seine Sorge richtete sich in erster Linie auf möglicherweise freigewordene Radioaktivität, die mit schwerwiegenden Langzeitfolgen verbunden sei. Die Düngemittel von Compo enthalten nach Untersuchungen des Münchener Umweltinstituts erhebliche Anteile an natürlichem Uran 235 und 238.
Grubert wollte wissen, welche Mengen von welchen Düngemitteln und Chemikalien verbrannt seien. Und er stellte die Frage, wer die Lagerung genehmigt habe. Grubert sprach dabei von „einer der schwersten Umweltkatastrophen am Niederrhein“. Es sei unverständlich, wie ein solcher Betrieb genehmigt werden konnte, der „allen gängigen Brandschutzbestimmungen widerspricht.“ Der NUV erwäge derzeit eine Klage gegen Compo.
Helmut Döpcke, Leiter des Umweltamts, widersprach Grubert. Während und nach dem Brand seien durch eine Spezial-Messeinheit des Landesumweltamtes (Lanuv) laufend Messungen durchgeführt worden. Döpcke: „Es konnte dabei kein Nachweis auf freigesetzte Radioaktivität nachgewiesen werden.“ Auch direkte Messungen in der Aerosolwolke hätten keine auffälligen Werte ergeben. Inzwischen habe das auch der dafür zuständige Landesminister klargestellt, sagte Döpcke.
Umweltdezernent Thomas Visser stellte die „wissenschaftliche Kompetenz“ Gruberts in Frage. Visser: „Wir werden alle auf dem Tisch liegenden Fragen von Grünen oder dem BUND beantworten, sobald die konkreten Ergebnisse vorliegen.“ Dazu gehöre auch der Fragenkatalog, den Grubert als offenen Brief an den Oberbürgermeister während der Sitzung verteilte.
Darin will Grubert unter anderem wissen, ob die Feuerwehrleute, die in der Gaswolke im Einsatz waren, auf lang anhaltende Schäden untersucht wurden oder noch werden.