Das Facelifting für die City läuft
Viele Projekte in der Innenstadt lassen auf wesentlich größere Attraktivität hoffen. Linne bei der SPD.
Krefelds Planungsdezernent Martin Linne glaubt nicht an das belebende Moment einer zentralen Veranstaltungshalle auf dem Theaterplatz für die Innenstadt. Das sagt Martin Linne auch den 80 Bürgern, die der Einladung der SPD Mitte ins DPWV-Haus auf der Mühlenstraße gefolgt sind. Er kenne das aus Duisburg, Beispiel Mercatorhalle. „Klassische Stadthallen haben einen sehr begrenzten Veranstaltungskontext. Da spielt sich alles drinnen ab. Und draußen spürt man davon nichts. Da ist tote Hose. Absolut tote Hose.“
Linne bezeichnet das Kesselhaus als Eventlocation zwar als „Alternative“, macht aber keinen Hehl daraus, dass er große Sympathien für eine Lösung im Mies van der Rohe Businesspark hegt. Noch mal Duisburg: „Die besonderen Events, die Telekoms und großen Konzerte, wollen in den Landschaftspark Nord, nicht in die Mercatorhalle.“
Eine Vorentscheidung gibt es freilich nicht. Die Stadt bringt derzeit eine Ausschreibung für ein Experten-Gutachten auf den Weg, das der Politik am Ende bei ihrem Votum für eine der drei Varianten (Sanierung Seidenweberhaus, Abriss und Neubau auf dem Theaterplatz, Abriss plus Ideenwettbewerb für den Theaterplatz, Veranstaltungen im Mies-Park) helfen soll. Bei diesem Gutachten geht es unter anderem um Voraussetzungen, die eine Veranstaltungshalle auf dem heutigen Eventmarkt erfüllen muss, um erfolgreich betrieben werden zu können.
Anders als mindestens zwei kritische Bürger an diesem Abend ist Linne der Auffassung, dass eine Sanierung keinen Sinn mache. Das müsse sowieso bis auf den Rohbau geschehen. „Und dann? Keine Außenbeziehung, kein Fußgängermaßstab, ein Mauseloch als Eingang.“
Aber es gibt nicht nur das Seidenweberhaus, im Bezirk Mitte schon gar nicht. Wer dem einstündigen Vortrag, Linnes Ritt über die City-Projekte, folgt, der staunt, wie viel in der Innenstadt derzeit bewegt wird, wie viel Potenzial es gibt. Ein Eindruck, ein Wissen, das gern vom Alltag verschluckt wird. Allein die vielen Plätze, allesamt mit unterschiedlichem Thema und Kontext, die nach und nach angepackt werden sollen. „Das ist absolut unique“, schwärmt Linne und erhält Zustimmung. „Einzigartig.“
Dazu der Schwanenmarkt, das Stadtbad, für das jetzt Fördermittel zur Verfügung stehen und bei dem sich die Ausschreibung um einige Monate verzögert, die Ostwall-Haltestelle mit ihren täglichen 40 000 Nutzern, die Ostwall-Passage, die 2021 fertig werden soll, die Wohnkunstschule, natürlich das Forum an der Friedrichstraße, aktuell das Prinzencarree (siehe Bericht auf Seite 23). Das Et Bröckske nicht zu vergessen.
Es gibt viele Sünden der Vergangenheit, die Krefeld anpacken muss und will. Wenn nur die Hälfte der heute aufgeführten Projekte zielgerichtet umgesetzt werden, ahnt der Zuhörer, hat Krefelds City in fünf bis zehn Jahren ein ganz anderes, ein wesentlich attraktiveres Gesicht.
Natürlich gibt es Sorgen. Und auch Grund dazu. Die Innenstadtverdichtung etwa und die damit verbundene Luftverschmutzung. Dazu passt die Kritik von Heiko Bräunig am Mobilitätskonzept. Er lebt seit 18 Jahren in Krefeld und sagt: „Ich höre, dass der ÖPNV ja ganz gut funktioniere und habe deshalb Zweifel, ob wirklich Verbesserungen angestrebt werden mit dem Konzept.“
Etwa für Radler wie ihn. Er fühle sich auf dem Weg in die City in Auto oder Bahn wesentlich sicherer, würde aber lieber mit dem Rad kommen. Linne räumt „großen Nachholbedarf ein. Die Radwegeinfrastruktur wurde bislang immer zuletzt gedacht, sie wird im neuen Konzept gleichrangig behandelt. Ich stelle sogar im Einzelhandel einen Umschwung fest zur Feststellung, dass nicht nur Autokunden gute Kunden sind.“
Dauerbrenner-Thema bleibt der mangelnde Parkraum in der City. Linne spricht von Quartiersgaragen mit bis zu 100 Stellplätzen und einer Ertüchtigung der Tiefgarage unterm Rathaus. Ob die Stadt denn nicht als Käuferin für die Königsburg infrage kommen würde, will ein Vertreter der IG Ostwall wissen. Linne sagt, man helfe dabei, einen passenden Käufer zu finden. Einem Parkhaus an dieser Stelle mit all den engen Straßen drumherum erteilt er eine Absage: „Das passt meiner Meinung nach nicht, denn es erzeugt viel Verkehr. Wenn, dann müsste es eine Lösung geben wie beim Behnisch-Haus und der Verkehr vom Ostwall aus direkt unter der Erde verschwinden.“